„Cäsar, Cäsar, Cäsar“, schallt es durch den Innenhof der Münchner Glyptothek. Nach seinem Sieg über seinen Widersacher Pompejus ist Julius Cäsar zum mächtigsten Mann Roms geworden. Das Volk jubelt ihm zu, will ihn gekrönt sehen, aber der Senat fürchtet ob dessen Machtfülle um die republikanische Freiheit. Mit Shakespeares „Julius Cäsar“ (1599), einer klarsichtigen Analyse von Machtmechanismen, wählte Gunnar Petersen für seine 27. Theaterspiele das richtige Stück für unsere politisch bewegte Zeit.
Jede Aktualisierung wäre fatal. Regisseur Paul Stebbings bleibt klug dicht an Shakespeare, auch ganz in seiner Sprache – für die er sprachmächtige Darsteller hat. Die strenge Gerichtetheit des Dramas hin auf Cäsars Ermordung umschmückt er, macht sie weicher, poetischer durch seine Musikerin: Helen Beauchamp untermalt und gliedert mit Cello, Horn und Trommel das Geschehen. Der warnende Traum Calpurnias (Beles Adam wunderbar in ihrer schlicht-intensiven Präsenz), aufgerührte Volksmassen, Mark Antons zwiespältige Rede und sein Feldzug gegen die Cäsar-Mörder: alles da auf der kleinen Bühne mit fantasievollen szenischen Vervielfachungs-Ideen.
Was Stebbings in seiner kammerspielartigen Inszenierung herausstellen kann, sind (ganz nach Shakespeares Absicht) die verschiedenen Charaktere, die inneren Konflikte der Hauptfiguren: Gunnar Petersen spielt einen Cäsar, noch seiner Macht bewusst, aber sie schon mit weiser Abgeklärtheit betrachtend. Sven Schöckers exzellenter Brutus ist der Idealist, der glaubt, mit Cäsars Tod sei das Problem gelöst und die Freiheit gerettet. Zwischen ihm und dem Manipulator Cassius von Alexander Wagner kommt unaufdringlich der Aspekt der verletzten Männerfreundschaft durch. Überhaupt haben die Schauspieler (auch Lara Joy Körner, Tobias Ulrich, Andreas Schwankl) immer eine menschliche Qualität, die zu uns herüberstrahlt. malve gradinger
Weitere Vorstellungen
bis 16. September, Karten- und Regen-Telefon: 089/ 300 30 13 oder 0171/ 300 62 59.