5 Fragen aN

„Für viele ist das Fahrrad ein Lifestyle-Artikel“

von Redaktion

Das Deutsche Museum widmet dem Radl zum 200. Geburtstag gerade eine Sonderausstellung. Besucher konnten vorab ihre schönsten Erlebnisse mit ihrem Rad einsenden. Die Geschichten werden ebenfalls ausgestellt. Verkehrszentrum-Chefin Bettina Gundler hat sie bereits alle gelesen.

Frau Gundler, was war bislang Ihre Lieblings- geschichte?

Puh. Das ist schwer. Mir haben viele gefallen. Die Geschichte von einem Paar, das nach der Hochzeit gleich mit dem Tandem losgefahren ist, gehört wahrscheinlich dazu. Auch den Bericht einer Frau, die mit ihrem Fahrrad von Deutschland nach Portugal umgezogen ist, fand ich bewegend.

Wie hat das funktioniert?

Sie hatte wohl vorab schon einige Kartons in die neue Heimat gebracht, ist dann aber mit dem Fahrrad nach Südeuropa gefahren.

Die Geschichten sind jedoch nicht der Hauptteil der Ausstellung. Was erwartet die Besucher?

Selbstverständlich werden Karl Drais und die Laufmaschine vorgestellt. Es geht aber vor allem um die Entwicklung des Fahrrads. Der sportliche oder kulturelle Aspekt sind ein Thema, natürlich auch die Technik und die Wirtschaft. Mit vielen Einzelstücken und Bildern – teilweise auch Filmen – wollen wir einen Eindruck von der Bedeutung des Radfahrens geben. Letztlich geht’s auch um das Fahrrad als effizientes Transportmittel, das den Verkehr entlasten kann. Die Fahrradgeschichte ist eigentlich viel zu groß für eine einzige Ausstellung.

Wie hat sich denn das Fahrrad und das Fahrradfahren im Laufe der Zeit verändert?

Die Laufmaschinen waren früher teure Hobby-Mobile für die Oberschicht. Das Fahrrad, wie wir es kennen, wird erst seit den 1890er-Jahren populärer. Ende der 1920er-Jahre war das Fahrrad dann das Volksverkehrsmittel Nummer eins. Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte klar das Auto in den Vordergrund. Das Fahrrad war das Verkehrsmittel für die Jungen und die, die wenig Geld hatten.

Wo steht das Fahrrad heute?

Es ist ein Freizeitgerät. Aber auch wieder ein Alltagsverkehrsmittel. Die Angebotspalette heute ist vielfältiger. Von der Technik her sind Fahrräder oft auf einem sehr hohen Niveau. Das billige „Drahtesel-Image“ haben sie abgelegt. Ganz im Gegenteil: Für viele ist das Fahrrad ein Lifestyle-Artikel.

Interview: Magdalena Kratzer

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