Die Verwandlung

von Redaktion

Das ZDF zeigt vier neue Folgen von „Kessler ist…“, in denen der Schauspieler in die Rolle von Prominenten schlüpft

Von Andreas Heimann

Michael Kessler ist ziemlich oft in der Maske. Das ist für einen Schauspieler nicht ungewöhnlich. Aber der 50-Jährige geht dabei regelmäßig einen Schritt weiter als die meisten Kollegen. Kessler trifft Prominente zum Gespräch, schlüpft dabei buchstäblich in ihre Rolle und sieht ihnen am Ende täuschend ähnlich. Das ist das Konzept von „Kessler ist…“. Heute um 23.15 Uhr beginnt die neue Staffel der Reihe, bei der sich Kessler wieder viel vorgenommen hat. Diesmal ist er nacheinander der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach (65), Sängerin und ESC-Siegerin Conchita Wurst (28) sowie die Schauspieler Uwe Ochsenknecht (61) und Dieter Hallervorden (81). Das ZDF nennt das Format Personality-Dokumentation. Es ist viel besser, als diese Bezeichnung klingt.

Kesslers Ansatz ist eine ungewöhnliche Form des Interviews mit vertauschten Rollen. Der Gesprächspartner stellt dabei Fragen gewissermaßen an sich selbst, beziehungsweise an Kessler, der so aussieht wie der jeweilige Gesprächspartner. Und schon die Vorbereitungen darauf, die der Zuschauer verfolgen kann, sind spannend. Wolfgang Bosbach, der Unions-Politiker aus Bergisch-Gladbach (Nordrhein-Westfalen) ist ein Star, obwohl er nie ein hohes Amt bekleidet hat. Bundesweit hat er das Image eines Parlamentariers, der Klartext redet. Nun verabschiedet er sich aus der Bundespolitik – und hat sich vorher mit Kessler getroffen.

Man sieht die beiden, wie sie sich zusammen Fotos aus Bosbachs Leben anschauen und wie Kessler ihn befragt über seine Karriere auf Kosten des Privatlebens, über seine Medienpräsenz, über seine Krebserkrankung. „Politik war sein Leben“, sagt Kessler über ihn. „Was wird er ohne sie jetzt tun?“

Der CDU-Mann war jedes Jahr 90 000 Kilometer auf der Autobahn unterwegs und verbrachte nach eigenen Angaben 200 von 365 Nächten im Hotel. „Das Reisen ist viel belastender als vor fünf oder zehn Jahren“, räumt er ein und sagt über sich selbst, er sei „ein Mensch, der sich heute zu oft fragt: Kannst du das alles schaffen, was du dir vorgenommen hast?“

Kessler bereitet sich auf seine Interviews ausgiebig vor, befragt das Umfeld eines Gastes, trifft unter anderen Bosbachs Mutter Else. Sie zeigt ihm die 30 Ordner mit Zeitungsartikeln über ihren Sohn. Jeden Sonntag schneidet sie die aktuellen Berichte aus und klebt sie ein. Und sie erinnert sich an ihn als Kind. „Sehr unruhig“, sei er gewesen. „Er brauchte Action.“

Als die beiden sich dann gegenübersitzen, Kessler als Wolfgang Bosbach, haben die Zuschauer schon viel über den Politiker erfahren. „Warum willst du nicht noch einmal kandidieren?“, fragt Bosbach nun sein Gegenüber, das zumindest einigermaßen aussieht wie er selbst. „Ich fahre seit 30 Jahren auf der Überholspur, ich hätte längst loslassen müssen“, sagt Kesslers Bosbach. Und was wird er nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag vermissen? „Nicht vermissen werde ich die Auseinandersetzung mit meiner eigenen Partei“, sagt Kessler. Da muss der echte Bosbach lachen – das hätte er sicher selbst genauso gesagt.

Artikel 1 von 11