Kaum zu glauben, dass diese Frau die gleiche Leslie Feist ist, die Anfang des Millenniums als leichtfüßige Elfe des Indo Pop noch leicht verplant über die Bühnen huschte. Die mittlerweile 41-jährige Kanadierin eröffnet im ausverkauften Münchner Circus Krone kraftvoll ihren Auftritt und erinnert dabei sowohl optisch als auch akustisch an die junge Patti Smith.
Schwungvoll erklärt Feist, erst einmal das neue Album „Pleasure“ komplett aufführen zu wollen, was tendenziell natürlich ein Risiko ist. Aber Feist wirft sich mit Verve und immer noch mädchenhaftem Charme in diese Herausforderung und triumphiert auf ganzer Linie. Der neue vielseitige Sound und das souveräne Auftreten versetzen den Saal schnell in Euphorie, die Feist sichtlich goutiert – ihre Mission ist geglückt. Einfach nur das nette Girlie mit den verträumten Melodien zu sein, reicht nicht in der rauen Welt des Showbusiness, Feist weiß das.
Also entwickelt sie sich weiter, ohne sich dabei zu verlieren. Eine anspruchsvolle Herausforderung, die sie bemerkenswert gekonnt meistert. Mittlerweile erinnert Feists Musik mal an das versierte Songwriting von Landsfrau Joni Mitchell, mal an die vertrackten Kompositionen von Kate Bush. Und gelegentlich wird es sogar bluesig so wie bei „I’m not running away“. Zwischendurch improvisiert Feist noch eine Hymne auf „die heiße Stadt München“, fordert zum Mitsingen auch bei neuen Stücken auf oder bringt das Publikum auf Kommando zum Tanzen.
Es funktioniert alles. Feist und ihre drei Mitstreiter haben die musikalische Potenz und den Ehrgeiz, um zu zeigen, dass man mit ihnen weiter rechnen muss. Die frühen Hits spielt sie als Zugabe sehr verhalten und minimalistisch, fast als würde sie sich von diesem Teil ihrer Biografie verabschieden. „Songs für die Pausenshow im Kolosseum“ nennt sie es. zoran gojic