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Dax steuert auf Sommerloch zu

von Redaktion

Rund 1130 Milliarden Euro – also mehr als 1,1 Billionen – bringt der Deutsche Aktienindex Dax mit den Aktien der 30 wichtigsten und größten deutschen Konzerne auf die Waage mit SAP (111 Milliarden), Siemens (95) und Bayer (87) an der Spitze. Ein stolzer Wert. Und trotzdem dürfte man dies im Hauptquartier des US-Konzerns Apple mit einem gewissen Lächeln betrachten: Die iPhone-Firma allein hat aktuell einen Börsenwert von umgerechnet rund 700 Milliarden Euro.

An diesem Verhältnis wird sich vorerst kaum etwas ändern. Die Autokonzerne, die zu den Schwergewichten im Dax zählen, werden vom Diesel-Skandal und den Kartell-Vorwürfen ausgebremst, die Banken geben kaum Schub, die Energiekonzerne ebenso wenig. Die stärksten Konzerne im Dax wie SAP oder Siemens können diesen Trend nicht bremsen. Zumal die jüngste Berichtssaison „weniger erfreulich verläuft“, wie Michael Bissinger, Anlagestratege der DZ Bank, sagt. „Sogar unter den Schwergewichten ist es zu Gewinnwarnungen gekommen.“ Allerdings sind sich die Experten nicht einig. Nach Ansicht von Markus Wallner von der Commerzbank haben die Berichte „insgesamt überzeugt“. Das gelte auch für den Ausblick auf das gesamte Jahr. 22 Prozent der Dax-Firmen hätten die Erwartungen übertroffen, 70 Prozent erfüllt. Bei der Helaba wiederum verweist man darauf, dass die Gewinnerwartungen für viele Firmen für die nächsten zwölf Monate nach unten zeigen.

Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf den erstarkten Euro, der die Exporte tendenziell verteuert und bremst, überrascht dann doch ein wenig, dass der Dax im Wochenverlauf um gut ein Prozent auf rund 12 300 Punkte zugelegt hat. Dabei hat am Freitag der gute Arbeitsmarkt in den USA deutlich geholfen. Überhaupt läuft die US-Konjunktur rund, nicht wegen, sondern längst trotz Trump, wie Beobachter betonen. Und weiter fehlen angesichts der niedrigen Zinsen Alternativen zu Aktien. Auch in Europa geht es mit der Wirtschaft weiter aufwärts.

Börsenrelevante Neuigkeiten erwarten Beobachter in den nächsten Tagen kaum, die Berichtssaison ist fast vorbei, die Notenbanker sind in den Ferien. „Terminlich steuern die Märkte auf das Sommerloch zu, was für überraschende Bewegungen sorgen kann“, sagt Robert Greil von Merck Finck. Der Grundtrend bleibe aber aufwärts gerichtet. Auch Robert Halver von der Baader Bank sieht weiter einen „fundamentalen Nährboden für eine stabilisierte Entwicklung“ im Dax. Optimisten wie DZ-Banker Bissinger halten an ihren Prognosen fest: 13 000 Dax-Zähler zum Jahresende. Das wären sechs Prozent mehr als derzeit. Den Abstand zu Apple dürften die 30 Dax-Firmen trotzdem kaum vergrößern. Nicht ausgeschlossen, dass er weiter schrumpft. Schließlich soll im September ein neues iPhone präsentiert werden.

rolf obertreis

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