Keine Lust auf „Affentheater“

von Redaktion

Der Ruf nach einem früheren Ende der Transferzeit wird immer lauter – die Umsetzung allerdings ist problematisch

von thomas häberlein

München – Auch Hans-Joachim Watzke hat jetzt genug. Am 1. August, spätestens am 8. August, müsse künftig Schluss sein mit dem Theater, fordert er. „Die Fans freuen sich im Sommer, auf deutsch gesagt, nicht auf die ganze Transferscheiße, sondern auf Fußball“, schimpfte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, und deshalb: „Wenn die Liga losgeht, muss es nur noch um Fußball gehen“ – und nicht um „dieses Affentheater“.

Watzke ist mit seiner Forderung nicht alleine. Max Eberl etwa, Sportdirektor bei Mönchengladbach, hält es für „Betrug am Zuschauer, wenn er Dauerkarten kauft und plötzlich sind die besten Spieler weg“. Aktuelle Meinung – nicht nur in der Bundesliga: Nach Saisonbeginn sollten keine Transfers mehr möglich sein. Und das, sagt Watzke, „muss die UEFA zusammen mit der ECA (Vereinigung Klubvereinigung, d.Red) regeln“. Ein frommer Wunsch.

Das Thema Transferschluss ist kein neues. Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, seit 2008 auch Vorsitzender der ECA, hatte bereits vor zwei Jahren angeregt, die aktuellen Regelungen zu überdenken. „Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, dass in der Zukunft vielleicht der Transfermarkt geschlossen ist, wenn die Saison beginnt“, sagte er damals. Die Hoffnung, dass dies klappen könnte, ist allerdings gering. Die ECA, deren Chef Rummenigge noch bis 5. September ist, hält eine Vorverlegung des Transferschlusses für unrealistisch, so lange die europäischen Ligen nicht zeitgleich mit ihrer Saison beginnen. Außerdem wollen die Klubs die Qualifikationsspiele für Champions League und die Europa League abwarten, ehe sie die Kaderplanung abschließen.

Es ist schwierig, da Einigkeit unter den mittlerweile mehr als 200 ECA-Mitgliedern herzustellen. Durchaus möglich aber, dass das Thema am Donnerstag bei einer Vorstandssitzung der ECA am Rande der Auslosung zur Champions League in Monaco zur Sprache kommt – wegen der englischen Klubs. Die Eigentümer der Premier League wollen am 7. September darüber abstimmen, ob der Transferschluss vorverlegt werden soll. Im Gespräch ist: „deadline“ eine Woche vor Saisonbeginn. 14 von 20 Klubs müssten einer Änderung zustimmen.

Eine Vorverlegung des Transferschlusses wäre sogar im Interesse der FIFA. Der Weltverband schreibt in seinen Statuten über das Transferfenster im Sommer allerdings nur unverbindlich: „Die erste Registrierungsperiode beginnt am Schluss der Spielzeit und endet im Normalfall vor Beginn der neuen Spielzeit.“ Heißt: Ginge es nach der FIFA, sollten die Klubs ihre Planung „vor“ Saisonbeginn abgeschlossen haben. Eine Vorschrift ist das nicht.

Beschließt eine Liga eine Änderung des Transferschlusses, wird er zwölf Monate später wirksam. Die ganze Sache hat allerdings einen Haken: Sollten sich etwa die Klubs der englischen Premier League nun auf einen Transferschluss eine Woche vor Saisonbeginn einigen, heißt dies, dass es danach nur innerhalb der Premier League oder vom Ausland in die Premier League keine Transfers mehr geben darf.

In England schließt das Transferfenster derzeit um 23.59 Uhr am 31. August, zeitgleich mit der französischen Ligue 1, 5:59 Stunden nach der Bundesliga, 59 Minuten nach der italienischen Serie A. In der spanischen Primera Division darf bis zum 1. September, 23.59 Uhr transferiert werden – die Klubs der türkischen Süper Lig haben bis 8. September, 23.59 Uhr Zeit. Zumindest diese Ligen müssten sich auf einen gemeinsamen Transferschluss einigen.

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