Aussagen mit ein wenig Abstand zu revidieren, ist grundsätzlich nicht Schlimmmes, und wahrscheinlich jedem schon passiert. Irren ist menschlich und Fehler einzugestehen eine Stärke. Meist hat sich die richtiggestellte Sache schnell erledigt. Nur manchmal stehen Leute, wenn man in den Zeitungsbänden noch mal ein paar Jährchen zurückblättert, wirklich blöd da. Der Fußball ist dafür prädestiniert, und bei bestimmten Themen auch der FC Bayern.
Ein gutes Beispiel waren in den letzten Jahren strittige Elfmeterentscheidungen, bevorzugt in großen Partien. Pfiff für Bayern – Zitat Rummenigge nach dem Pokal-Sieg 2014: „Den Schiedsrichter nicht an den Pranger stellen!“ Pfiff gegen Bayern – Zitat Rummenigge nach dem Champions League-Aus 2017: „Wir sind beschissen worden!“
Mit der Einführung des Videobeweises schrumpft der Spielraum für nachträgliche Kritik, ein weiterer Klassiker jedoch bleibt: Die Diskussion um die Notwendigkeit von Setzlisten in Pokal-Wettbewerben ist ebenso eine, die immer wiederkehrt. Vor allem, wenn früh ein vergleichsweise großes Duell ansteht – wie jenes der Bayern mit Leipzig.
Auch bei diesem Evergreen hatte Rummenigge in den letzten Jahren seine Meinung geändert. Zwischenzeitlich sollte „das Schicksal Schicksal bleiben“, der aktuelle Schlussgedanke aus dem vergangenen Jahr aber lautet: „Der Zuschauer will diesen Nervenkitzel.“ Und trotzdem hatte man auf die Reaktion zum – zugegeben – harten Los für eine zweite DFB-Pokalrunde gespannt gewartet. Jammern die Bayern jetzt? Fordern sie Reformen? Nichts dergleichen – das Gegenteil ist der Fall. Zum Glück.
Auch der Branchenführer sieht den Reiz des Wettbewerbs und schluckt sein Lospech zum Wohle der Allgemeinheit. Und tatsächlich spricht es ja auch Bände, dass in den für 2019 geplanten Reformen des DFB-Pokals eine Setzliste absolut keine Rolle spielt. Diskutiert wurde die Einführung von zwei weiteren Runden für Amateurteams – fragwürdig. Wohl durchgeführt wird die Verlegung der Erstrundenspiele aller Europapokalstarter in den September, um im Sommer mehr Zeit für die Auslandsvermarktung zu lassen – durchaus nachvollziehbar. Unantastbar aber ist der Modus: „David gegen Goliath“ in der ersten Runde – und ab dann: Ist alles möglich. Auch für den FC Bayern. Zumindest bis diese Partie im Oktober gespielt wurde.