Kritik aus der Stadt der Liebe

von Redaktion

Transfergeschacher löst beim FC Barcelona Trauer um Terror-Opfer schnell ab – Neymar stichelt: „Alle sind traurig“

Barcelona – Transfergeschacher statt Trauer: Der 2:0-Pflichtsieg des FC Barcelona stand noch im Zeichen der Terroranschläge in Katalonien, dann wurde der Schalter wieder umgelegt. Das Ballyhoo um den möglichen Wechsel von Ousmane Dembélé von Borussia Dortmnd zu Barca nahm wieder Fahrt auf, aus Paris trat Ex-Barcelona-Star Neymar gegen die Klubführung nach. Von den 14 Todesopfern sprach kaum noch jemand.

Barca hat eine bessere Führung verdient und die ganze Welt weiß es. Ich sehe, dass meine alten Mannschaftskameraden traurig sind, und das macht mich traurig, denn ich habe viele Freunde dort“, sagte der Brasilianer, für 222 Millionen Euro von den Katalanen zu Paris St. Germain gewechselt. Beim Heimdebüt – dem 6:2 gegen den FC Toulouse, zu dem er zwei Treffer und zwei Vorlagen beigetragen hatte – versicherte er: „Ich bin glücklich und entspannt, ich fühle mich zu Hause.“ Das war zuletzt in Barcelona augenscheinlich nicht mehr der Fall gewesen.

Viel Wirbel um Messi und Manchester City

Zu Neymars Kumpels gehört auch Lionel Messi, und auch um den Argentinier gab es plötzlich Riesenwirbel im Netz. Ein arabischer Twitter-Account zitierte Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan mit den Worten, „sein“ Klub Manchester City werde den fünfmaligen Weltfußballer verpflichten. Das Zitat wurde indes schnell als frei erfunden klassifiziert, Messis Ausstiegsklausel beläuft sich im Übrigen auf 300 Millionen Euro.

Zeitgleich zu den Verbalattacken von Neymar hatte das spanische Publikum – ungeachtet extrem penibler Sicherheitsmaßnahmen – im Camp Nou durchaus würdig den bei zwei Anschlägen am Donnerstag und Freitag ermordeten Menschen gedacht. Auf den Trikots der Barca-Stars stand nicht der jeweilige Spielername, sondern der Schriftzug „Barcelona“. Auf der Vorderseite war außerdem der Hashtag „#totssombarcelona“ (Wir alle sind Barcelona) zu lesen.

Doch am Morgen danach beherrschte schon wieder „Streikprofi“ Dembélé die Schlagzeilen. Beim BVB pocht man nach wie vor auf eine dreistellige Millionensumme für den 20-Jährigen. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung existiert ein Ultimatum bis Sonntag (27. August), nach diesem Stichtag werde es angeblich keine Verhandlungen mehr geben. Das Transferfenster in Deutschland schließt am 31. August. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke machte die Katalanen mitverantwortlich für die spontane Arbeitsverweigerung des Franzosen. Eine Schuldzuweisung, die für seinen Münchner Kollegen Karl-Heinz Rummenigge noch zu früh kommt. „Ich glaube nicht, dass Barcelona Dembélé zum Streik aufgefordert hat“, sagte der Bayern-Vorstandsboss zu „Sport1“.

Angeblich denkt Barca nun auch über Di Maria nach

Laut „Sport“ aus Barcelona denkt man in der katalanischen Metropole bereits über personelle Alternativen nach, falls sowohl Dembélé als auch Philippe Coutinho vom FC Liverpool nicht kommen sollten. In diesem Fall will man, so das spanische Blatt, den Argentinier Angel Di Maria aus Paris loseisen.

Mittelfristig ist sogar das Undenkbare denkbar geworden, Klub-Ikone Andres Iniesta zögert noch, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern. „Das ist ein Szenario, dass ich mir vor drei Jahren nicht hätte vorstellen können“, sagte der 33-Jährige im Interview mit „El Pais“. Es gab schon mal ruhigere Zeiten bei Barca.

Neymar scheint froh, den Klub hinter sich gelassen zu haben. Beim spaktakulären Heimdebüt ließ er sich nach seinem Ausgleichstreffer (18.) von den PSG-Fans gebührend feiern. In der zweiten Minute der Nachspielzeit sorgte der 25-Jährige mit dem 6:2 auch für den Schlusspunkt, als er sich durch die Toulouser Abwehr spielte. Die Tageszeitung „Le Parisien“ jubelte: „Er benebelt das ganze Stadion. PSG hat nun seinen Gott.“ Und Neymar kündigte an: „Ich habe mich sehr schnell integriert, werde physisch immer stärker. Aber es geht noch besser.“  mm/sid

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