München – Deutschland: Land der Bäckereien. Für nichts ist die deutsche Küche so bekannt wie für ihre Backtradition. Selbst das englische Prinzenpaar Kate und William übte während ihrer Deutschlandreise das Brezn-Backen. Doch mittlerweile essen viele von uns kein richtiges Gebäck mehr, sondern „erhitzte Kohlehydrat-Haufen, die den Namen Semmel nicht verdienen“.
Das sagt zumindest Klaus Adelt, Landtagsabgeordneter der SPD aus Oberfranken. Er kritisiert die schwierige Situation des deutschen Lebensmittelhandwerks. Immer mehr Menschen in Bayern konsumieren industriell hergestellte Lebensmittel, deren Qualität nicht mit der von Handwerksbetrieben mithalten könne. Kleine, traditionelle Betriebe verschwinden. Dazu stellte Adelt eine parlamentarische Anfrage. Die Antwort der Staatsregierung: In den letzten Jahren schlossen 424 Bäckereien und 601 Metzgereien. Besonders für kleine Orte ist das bitter: „Wenn keine Nahversorgung da ist, ist der Ort tot.“ Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Hauptproblem: Die Betriebe kämpfen damit, geeigneten Nachwuchs zu finden. Bäcker oder Metzger – das sind keine Traumberufe mehr. Bei den Auszubildenden im Lebensmittelhandwerk sind die Zahlen dramatisch gesunken: Im Zeitraum von 2011 bis 2016 ist deren Anzahl um 38,7 Prozent zurückgegangen. Eine Entwicklung, wie es sie in vielen Handwerksberufen gibt. Junge Menschen studieren heute lieber. Hier ist auch die Politik gefragt, um den Beruf wieder attraktiver zu machen, sagt Adelt. Sein Vorschlag: Man könne die Kosten für die Meisterausbildung abschaffen, anstatt die Finanzierung nur zu unterstützen. Auch Flüchtlinge könnten offene Lehrstellen besetzen – wenn es mehr Sicherheit gäbe, dass sie nicht im Anschluss an die Ausbildung abgeschoben würden. Auch das Lohnniveau müsse steigen. Ein Problem kann die Politik jedoch nicht lösen: den Verbraucher davon überzeugen, mehr für qualitativ hochwertige Lebensmittel auszugeben. Nabila Abdel Aziz