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Münchnerin stellt Merkel zur Rede

von Redaktion

von Andrea Stinglwagner

„Frau Merkel, Altersarmut trifft vor allem die Frauen. Warum tun Sie nichts dagegen?“ Das fragt Lioba Bichl die Kanzlerin gleich zu Beginn ihres Auftritts in der Sendung, die Sonntagabend auf RTL und gestern Abend auf n-tv ausgestrahlt wurde. Die Kanzlerin stellt Fragen zu Bichls Lebenssituation, wirft ein, dass den Rentnerinnen mit der Mütterrente doch geholfen sei. Aber das reicht der Rentnerin nicht: Unbeirrt kritisiert sie, dass die Mütterrente zu niedrig sei und diese zudem für Bezieherinnen der Grundsicherung wieder angerechnet werde – und somit auch wieder nichts bringe.

„Deutschland ist so ein reiches Land, aber uns kleine Leute hält man klein“, schimpft die Münchnerin. Als Angela Merkel beschwichtigt: „Das möchten wir eigentlich nicht…“, unterbricht Bichl sie sogar: „So sehe ich das aber!“

Wie es war, der Kanzlerin Auge in Auge gegenüberzustehen? „Toll“, sagte Lioba Bichl gestern unserer Zeitung. „Frau Merkel ist eine sehr angenehme Frau, sehr natürlich.“ Die Fernsehmacher waren über den Münchner Verein LichtBlick Seniorenhilfe, dem Bichl viel zu verdanken hat und der auch vom Münchner Merkur unterstüzt wird, mit der Rentnerin in Kontakt getreten. Eigentlich sollte sie eine Woche vorher in der Sendung mit SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz zum Thema Altersarmut zu Wort kommen. Kurzfristig hieß es aber: Sie darf in Merkels Sendung. „Das war mir auch viel lieber.“

Aufgeregt war sie dann auch gar nicht – anders als andere Bürger, die Merkel zu anderen Themen befragten. „Da waren einige schon recht nervös. Aber ich nicht. Warum auch? Ich hab’ mein Leben lang mit Menschen zu tun gehabt. Mir ist es egal, ob da ein Ministerpräsident oder ein Bettler vor mir steht.“

Allein in München leben mehr als 20 000 Rentner am Existenzminimum. Bundesweit sind etwa 2,6 Millionen Menschen von Altersarmut betroffen – rund 80 Prozent davon sind Frauen, die Kinder großgezogen haben oder aus einer Zeit stammen, in der es noch nicht normal war, dass Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen.

Eine Lösung für das Rentenproblem der Lioba Bichls in diesem Land blieb die Kanzlerin am Ende schuldig – was nicht erstaunt, da die CDU noch kein konkretes Konzept vorgelegt hat.

Am Mittwoch, 13. September, stellen sich Angela Merkel und Martin Schulz übrigens wieder Fragen von Zuschauern: im ZDF-Morgenmagazin gibt es auch eine Liveschaltung ins Büro der Lichtblick-Seniorenhilfe.

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