Die meisten Fans wollen es nicht glauben: Wenn die Killerpilze heuer am 21. Dezember im Münchner Backstage traditionell ihr Jahresabschlusskonzert geben, ist das ein Abschied auf unbestimmte Zeit. Das Rocktrio aus Dillingen an der Donau macht nach 17 Jahren Schluss. Erst einmal. Und als Abschiedsgeschenk gibt es das Album „Nichts ist für immer…“ Besteht also Hoffnung, dass die Band nicht für immer auseinandergeht? Sänger und Bassist Jo Halbig ist sich sicher: „Wir werden bestimmt wieder etwas machen. Ob die Pause jetzt zwei Jahre oder fünf Jahre dauert, das wissen wir nicht. Wir arbeiten seit 17 Jahren sehr hart und müssen aus dieser Tretmühle mal raus.“
Wenn Bands von einer langen eigenen Geschichte sprechen, handelt es sich meist um Musiker in ihren Vierzigern. Man vergisst eben schnell, dass die Killerpilze als Kinder anfingen und heute gerade mal Ende 20 sind. Lediglich Gitarrist Max Schlichter hat die 30 schon erreicht. Als sich etwa Fabian Halbig zum ersten Mal hinter ein Schlagzeug setzte, war er neun. Und mit zwölf Jahren trommelte er hinter seinem Bruder und Max erstmals beim Theatron Musiksommer im Olympiapark.
Viele Fans sind mit der Band groß geworden, und die Musiker wissen, dass der Abschied emotional werden wird. „Wir haben echt Bammel vor dem Auftritt in München“, verrät Fabian Halbig. „Das ist ohnehin immer schon sehr emotional. Diesmal wird es besonders heftig.“ Seit Jahren sind die Jahresabschlusskonzerte in München, der Wahlheimat der Halbig-Brüder (Max lebt in Dillingen), ein Höhepunkt des Killerpilze-Jahres. Was sie genau vorhaben an diesem letzten Abend, verraten die Pilze natürlich nicht.
Die drei Burschen sind auch ohne Band gut beschäftigt, in ein Loch werden sie nach dem 21. Dezember nicht fallen. „Der Fabi macht Filme, der Max produziert Bands, und ich komponiere und habe eine Promofirma“, sagt Jo Halbig. Ihnen gehe es darum, einmal ohne die Tretmühle Album-Tour-Album- Tour zu arbeiten. „Seit Jahren leben wir mit diesem Erfolgsdruck.“ Jetzt soll endlich auch mal Zeit fürs Privatleben bleiben. „Und prompt“, verrät Schlichter lachend, „heiraten in meinem Bekanntenkreis die Leute. Ich kann nicht nur endlich zu den Hochzeiten gehen, ich werde sogar hin und wieder Trauzeuge sein.“
Einst wurde die Band – als Teenie-Quartett mit dem 2007 ausgestiegenen Bassisten Andreas Schlagenhaft – als Punkrock-Antwort auf Tokio Hotel um Bill und Tom Kaulitz vermarktet. Es gab Homestorys in der „Bravo“ und Fernsehauftritte. Nach der Pubertät übernahmen die Burschen selbst das Ruder in jedem Bereich ihrer Karriere und erarbeiteten sich den Ruf als erwachsene Band. Der preisgekrönte Dokumentarfilm „Immer noch jung“, der vor zwei Jahren erfolgreich in den Kinos lief, erzählt ungeschminkt die Killerpilze-Geschichte. „Ein wenig“, gibt Fabian Halbig zu, „hat der Film bestimmt unsere jetzige Entscheidung beeinflusst.“
Doch bei aller Wehmut, die nun herrscht, lässt sich eine neue Lockerheit nicht leugnen. Das Album „Nichts ist für immer…“ ist vielleicht das stimmigste in der Killerpilze-Sammlung. Und es ist ein würdiger Schlusspunkt. Dass die drei kongenialen Musiker jedoch auseinanderdriften, ist unwahrscheinlich. „Wir sind nicht nur eine Band“, gibt Max Schlichter zu bedenken. „Wir sind Freunde.“
München-Konzert
am 21. Dezember, 20 Uhr, im Backstage;
Telefon 089/54 81 81 81.
Die Pilze galten einst als Antwort auf Tokio Hotel