Natürlich stimmt das nicht. Dieser Gedanke, dass Frauen generell stutenbissiger sind als Männer. Dass sie einander Erfolge nicht gönnen und deshalb weniger netzwerken als die Herren der Schöpfung. Aber gut, als Frau schaut man dann doch ein bisschen neidisch ins Matsuhisa Restaurant im Mandarin Oriental. Wenn man sieht, wie die 100 geladenen Männer gestern Mittag Visitenkarten tauschen wie als Buben Panini Sticker. Ohne jedes Selbstmitleid gibt man zu: Auch Frauen dürften da mutiger sein, sollten sich nicht abschrecken lassen von der Angst vor zu wenigen Chefinnen-Posten in der Welt – und trotz aller möglicher Konkurrenz andere (auch jüngere) Geschlechtsgenossinnen fördern, gerade, damit es künftig mehr Frauen in Führungspositionen gibt.
Sonja Lechner lebt das seit Jahren vor. Die Münchner Kunstberaterin lädt regelmäßig zum gemeinsamen Mittagessen einzig für Frauen, bei denen sich Damen vernetzen können. Und weil sie die Gleichberechtigung fördert, veranstaltet sie seit einiger Zeit nun auch in schöner Regelmäßigkeit ein passendes Pendant: den Gentlemen Art Lunch. Nach der vermaledeiten Corona-Pause gestern Mittag wieder ganz analog im Mandarin Oriental.
Mit Sushi und Champagner versüßt die Gastgeberin, die zu dem Event zusammen mit Mandarin-Oriental-München-Chef Dominik G. Reiner geladen hat, den einflussreichen Gästen aus Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft ihr für alle Geschlechter wichtiges Anliegen. Warum, fragt Sonja Lechner in ihrer Rede, lernen wir eigentlich so wenig aus den vergangenen eineinhalb Jahren? Weshalb tun so viele Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen so, als hätte es den Corona-bedingten Umbruch nie gegeben?
Bereits 2008 hatte sie einen Vortrag in einem Konzern gehalten zu der Frage „Arbeitsplätze im Wandel – was die Wirtschaft jetzt braucht“. Ihre Antwort auf die Herausforderungen der künftigen Wirtschaftswelt: familien- und umweltfreundliche Arbeitsmöglichkeiten. Von Home Office sprachen damals die Wenigsten, „Zoom“ gehörte in die Kategorie Science-Fiction. Die so begeisterte und begeisterungsfähige Sonja Lechner schwärmte also in ihrer damaligen Rede von individuell auf den Mitarbeiter zugeschnittenen Arbeitsverträgen, je abgestimmt auf die persönliche Situation. Möglich gemacht durch Arbeit daheim, Teilzeit im Ausland bis Vollzeit in Präsenz – und mit der für alle Beteiligten glanzvollen Aussicht, dass ein jeder sich noch leidenschaftlicher einbringt, wenn auf seine Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Nicht zuletzt auch ein Gewinn für die Umwelt, weil Dienstreisen durch telefonische Konferenzen eingespart werden können.
2008 erntete Lechner dafür nur ein müdes Lächeln der Anwesenden. Doch heute? 13 Jahre und eine Corona-Pandemie später applaudieren die Gäste begeistert. Ob sie die klugen Gedanken in der Praxis umsetzen werden – man wünscht es sich. An diesem Mittag bestätigt ein jeder, mit dem man sich im Anschluss unterhält, dass ein „Weiter so“ von gestern ist. Dass man cleverer das Morgen gestalten wolle. Für manche mag das einen Sprung ins kalte Wasser bedeuten. Doch wie erfrischend der sein kann, zeigt Iris von Carnaps Kunst, die derzeit in der Lobby des Hotels ausgestellt wird (wir berichteten). Nicht nur Gábor Tordai-Lejkó, Generalkonsul von Ungarn, steht begeistert vor den Wasserwelten, in die uns die Künstlerin mit ihren Bildern entführt. Moderator Alexander Mazza würde da am liebsten gleich selbst in den Pool auf der Dachterrasse des Hotels springen. Und danach im Jaguar I-Pace davonsausen – dem Regen, der während des Lunchs kurzzeitig herunterprasselt, davon. Willi Bonke, Geschäftsführer von Premium Cars Rosenheim, freut sich an der Begeisterung der Herren über seinen Clou: Mit einem Kran wurde der Jaguar I-Pace auf die Dachterrasse gehievt. Da steht er nun, vor perfektem Panorama, im Hintergrund die Türme der Frauenkirche – daneben viele verzückte Herren. So viel Männerspaß muss sein. Und apropos Umwelt: Das hübsche Spielgerät fährt vollelektrisch. Ab in die Zukunft! Am besten gemeinsam. Der Anfang ist gemacht.