Conny, die Märchenerzählerin

von Redaktion

Europäische Wochen: Cornelia Froboess in Burghausen

Burghausen – Sie war schon als Steppke eine Attraktion, als sie „Pack die Badehose ein“ trällerte und als Berliner Kinderstar berühmt wurde: Cornelia Froboess. Die gefragte Charakterdarstellerin auf (vor allem Münchner) Theaterbühnen und im Fernsehen, Gattin des Ex-Gärtnerplatztheater-Intendanten Hellmuth Matiasek, ist inzwischen 74 Jahre alt und kein bisschen müde. Bei den Europäischen Wochen Passau, die noch bis morgigen Sonntag dauern, als Märchenerzählerin engagiert, gastierte sie als Rezitatorin mit der uralten Herz-Schmerz-Geschichte von der „Schönen Magelone“ in der Aula des KuMax-Gymnasium zu Burghausen.

Das anderthalbstündige Nachmittagsprogramm bestritt die zierliche Aktrice gemeinsam mit dem neuen Passauer Festwochen-Intendanten Thomas E. Bauer, Bariton und der ausgezeichneten, aus Japan stammenden, in München ausgebildeten Pianistin Akemi Murakami. Sie übernahm mit großem Erfolg den schwierigen Klavierpart des Liederzyklus von Johannes Brahms zu Ludwig Tiecks aus dem Altfranzösischen geholten Romanzen um die sagenhafte Prinzessin Magelone. Die hatte sich, wie die Froboess in ihrer großmütterlich-noblen, verschmitzten Art Abschnitt für Abschnitt sitzend und schmunzelnd dartat, unsterblich in den bildhübschen, versonnenen Grafen Peter von Provence verliebt und daher die für vom König von Neapel vorgesehene reiche Partie, die der Herr von Campone wohl gewesen wäre, ausgeschlagen.

Der altertümlich anmutende Text war für die relativ kleine Zuhörerschaft kein Hindernis, sich von selbiger und ihren diversen Aufs und Abs widriger Geschehnisse in Feindesland und auf hoher See aufs Schönste unterhalten zu lassen. Thomas E. Bauer bot mit seinem charakterstarken, zu Dramatik und Lyrik gleichermaßen fähigen warmen Timbre die Lieder, die Peter von Provence meist zur Laute gesungen haben soll: „Liebe lässt mich nicht verschmachten, / Bis das Leben sinkt! / Nein, der Strom wird immer breiter, / Himmel bleibt mir immer heiter, / Fröhlichen Ruderschlags fahr` ich hinab, / Bring` Liebe und Leben zugleich an das Grab …“.

Dem Schmalz der Tieck‘- schen Dichtung kamen Christian Gerhaher, Bariton, Liedbegleiter Gerold Huber und Ulrich Tukur als Erzähler vor wenigen Tagen bei den Münchner Opernfestspielen aus: Da las der hintertriebene Tukur, der am Froboess-Gastspiel-Tag 60. Geburtstag feierte, den amüsanteren, weil parodisierenden Text von Martin Walser. Doch den Burghausern gefiel, was sie von Bauer, Froboess und Murakami aus Tiecks Feder zu hören bekamen, überaus gut.

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