Wasserburg/Mühldorf – Bunte Keramikfliesen über den Eingangstüren, großflächige Landschaften in den Treppenhäusern, kraftvolle Acrylbilder in den Fluren: An Hans Prähofers Kunst kommt im Inn-Salzach-Klinikum niemand vorbei. Selbst im Büro des Geschäftsführers hängt ein Prähofer-Bild: das Maximilianeum in starken Farben.
Anfang der 1960er-Jahre hat der Münchner Künstler mit den Mühldorfer Wurzeln (siehe Biographie unten) am damaligen Bezirkskrankenhaus Gabersee erstmals seine Spuren hinterlassen. Dem ersten Auftrag für die Gestaltung einer Eingangstür folgten weitere. Wie viele Prähofer-Werke über all die Gebäude des Fachkrankenhauses für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin, Geriatrie und Neurologie verteilt sind, weiß niemand. Immerhin: Einen ersten Überblick gibt nun die Dokumentation, die Fotograf Karl Kempf im Auftrag des Klinikums erstellt hat.
Der Hintergrund: Im Zuge des Neubaus einer stationären Einrichtung werden alte Gebäude abgerissen. Neben den Zeichnungen und Gemälden soll dabei auch möglichst viel „Kunst am Bau“ erhalten bleiben, verspricht kbo-Geschäftsführer Dr. Theodor Danzl. Die Premiere ist schon mal geglückt: „Von den ersten beiden Häusern ließen sich die Prähofer-Fliesen erstaunlich gut ablösen“, sagt Danzl. Prähofer lieferte eben Qualitätsarbeit.
Das zeigt sich auch in den Häusern des Klinikums – allem voran im heutigen Verwaltungsgebäude, dem Herz der Prähofer-Kunst. Auch nach Jahrzehnten wirken die Bilder und Gemälde auf Kempfs Fotos noch frisch, die Farben kraftvoll. Was auch am Fotografen liegt: Karl Kempf erledigte seinen Auftrag nicht nur gewissenhaft, sondern mit viel Engagement. „Der Prähofer-Virus hat mich gepackt. Die Foto-Exkursion über das Klinikgelände war für mich auch eine Entdeckungsreise zu seiner Kunst. Es ist faszinierend, wie interdisziplinär und wie talentiert er war.“ Die Aufnahmen zeigen die Kunstwerke auch in ihrem Umfeld: im Seminarraum, an der Wand neben dem Aufzug, im Wartebereich, also an allen Ecken und Enden. Und immer wieder scheint die Sonne. Prähofers Sonne.
Die Fotos sollen nur ein Anfang sein. Die Gelegenheit wäre günstig, das vorliegende Material beispielsweise in einem kleinen Bildband zusammenzufassen. „Wir werden sehen, was daraus wird“, sagt Kempf. Die Chancen stehen gut: Prähofer-Bewunderer und Freunde seiner Kunst gibt es weit über die Region hinaus. Auch heute noch, zwölf Jahre nach seinem Tod.