Stefan Schmid
Geratkirchen
Ich frage mich, warum er nicht so bekannt ist wie Reinhard Mey. Fitz macht so persönliche Musik. Er ist sehr authentisch. Er zeigt die andere Seite des Bayerischen, die dunkle. Nicht so sehr dieses Mir-san-mir, sondern eher ein So-sein-wie-man-ist. Und trotzdem ist er im Dialog mit dem Publikum, was ich als typisch bayerisch bezeichne.
Mühldorf –Einfühlsam und auch mit schauspielerischer Distanz führt Michael Fitz beim Auftritt im Mühldorfer Haberkasten sein Publikum von der Kritik an der Gesellschaft bis hin zu persönlichen Themen. Versunken spielt er auf einer seiner vier Gitarren. Gemütlichkeit schafft er mit seinen Balladen in bayerischem Dialekt, einfühlsam sind seine Texte.
Die Musikstücke sind sehr persönlich, die Atmosphäre privat – als würde man einen Jugendlichen heimlich in seinem Zimmer beobachten wie er sich ausprobiert. Große Konzentration und Spaß am Musizieren zeigen sich. Lange Soli spielt der Musiker und das Publikum geht darauf ein.
Die Instrumente stehen in einem blessierten schwarzen Lederkoffer. Vor dem Künstler stehen zwei Mikrofone, zwei Ständer mit Tablet und einer weiteren Steuerung. Dies distanziert Fitz jedoch von seinem Publikum. Zwischen den Stücken wird der Musiker dann auch noch zum Entertainer, rattert zunächst sein eingeübtes Programm durch. Das verwirrt. Schließlich aber, nach einem unglaublich bewegenden Lied für seinen Vater, bricht endlich der Bann zwischen Fitz und seinem Publikum. Der Künstler beschreibt in dem Song, was er alles tut, um Aufmerksamkeit seines Vaters zu erlangen. Aber: „Du siehst mich nicht“.
Besonders bei seinem Monolog über Beziehung und der Einsamkeit von Künstlern funktioniert die Kommunikation mit dem Publikum, das lacht und kommentiert.
Schelmisch deutet Fitz vieles an, spricht es aber nie aus. Er besingt daraufhin die männliche Sicht von Partnerschaft. Er habe schon so viele Mass Bier ausgegeben und bekomme doch nicht recht, sondern immer an allem schuld. Jetzt werden die schwermütigen Musikstücke witziger, die moderierten Stücken einfühlsamer. Das passt nun besser zusammen.
Fitz spricht über die Schwierigkeiten, Besuch zu empfangen, wenn die Wohnung noch aufgeräumt werden muss. Thematisiert die geringe Risikobereitschaft der Deutschen und macht sich über Deutschlehrer lustig. Fitz spricht von seiner Arbeit als Schauspieler in Serien wie dem Tatort. Greift humorvoll die Situation möglicher Gäste im Publikum auf, die sich an die Wiederholungen aus dem Fernsehen erinnern, in denen Fitz noch 20 Jahre jünger ist und nun Veränderungen feststellen.
Fitz wird dann wieder philosophisch und wünscht, dass alle fest verwurzelt in ein willkommenes Umfeld geboren werden, redet von Identität. Das Publikum folgt Fitz aufmerksam seinen – manchmal umständlich erzählten – Geschichten, seinem Gesang, seinen Gitarrensoli und auch seiner Mundakrobatik.