Bassmonsters rocken den Ahnensaal

von Redaktion

Kontrabass trifft Rock, Klassik und Humor im Kloster Zangberg

Zangberg – Eine Frau fährt einen Mähdrescher, eine Frau organisiert ein Bürgerfest, eine Frau dirigiert ein Orchester. Aber eine Frau, die einen Kontrabass spielt: unvorstellbar. Das war der erste Gedanke beim Auftritt des Ensembles „The Bassmonsters“, das sich laut Programmheft des „Musiksommer zwischen Inn und Salzach“ internationaler Bekanntheit erfreut. Der Titel seines Programms, das zwei Abendstunden den Ahnensaal des Klosters Zangberg klanglich zwischen Rock und Klassik erfüllte, gab zu denken: „Pley bona el“. Claus Freudenstein, „Kopf“ und „Sprachrohr“ des Männerquartetts, übersetzte: „Nur das Beste. Ist Esperanto“. Muss man das wissen?

Programm
nach Ansage

Geschenkt, okay. Aber was man so gern gewusst hätte, ist das Programm des Gastspiels. Oder war das irgendwie erfahrbar? „Programm nach Ansage“, hieß es dann. Freudenstein hatte jede Menge zu tun: organisieren, beschaffen, aufstellen, gute Laune verbreiten, auf die ausliegende CD hinweisen, dann aber doch erst einmal: ansagen. Das sparte er sich zunächst. Er und seine drei Mitspieler sägen, pardon, einfach drauflos. Klopfen und herzen auch ihr Instrument, das sie angeschleppt haben, jeder das seine in abgetönten Brauns, Freudensteins ist das hellste. Zwei der durchwegs lässiges Schwarz tragenden Supermusiker sitzen, zwei stehen.

Claus Freudensteins Liebe zum Kontrabass ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Er will den Riesen der Streichinstrumente „ans Rampenlicht“ bringen. Meint er pädagogisch und tut auch viel dafür. Erfand den „Minikontrabass“, den er Jugendlichen schon an selbigem Ort vorstellte. Die jungen Leute überwiegen beim Bassmonsters-Gastspiel im Saal. „Ah!“, freut sich Freudenstein, „so viele bekannte Gesichter!“ Die Jungen sind hin und weg, stärker als die Erwachsenen, die sich schwertun, Freudensteins Programm-Ansagen voll und ganz zu verstehen. Rein akustisch. „Gebts ihm halt ein Mikrofon!“, rät jemand halblaut. Hätte wohl kaum etwas genützt, denn das Ansage-Tempo war so hoch, dass Namen von Künstlern, Komponisten, Bands – Michael Jackson, Bernard Hermann, Sting, Simon Garcia, Deep Purple, Metallica – leider nicht so recht erfasst werden konnten. Licht wird gewünscht, als es „nach Spanien“ geht, wo Simon Garcia lebt, ein Genie. Dann in Richtung California. Jetzt kommt der erste Name seiner Gruppe, den Freudenstein nennt: Philipp Stubenrauch vom BRSO. Er arrangiert Musik für Kontrabass. Kommt so gut an, dass in Reihe eins der Rhythmus mit dem Kopf genickt wird. Das setzt sich im Lauf des Abends an vielen Stellen im Publikum fort. Ein zweites „Bassmonster“ wird namentlich genannt: Thomas Hille vom Münchner Gärtnerplatztheater. Der Mann kann – auch nach der Pause, oder vielmehr: da erst so richtig, als Australien angesteuert wird, wovon es ein Album gibt – bis zum Äußersten gehen mit seinem Instrument, er schreit manchmal laut auf, während es der Vierte im Bund, der Jüngste, Blai Gumi Roca aus Barcelona, eher ruhig mag und gerne lächelt, mit einem Hauch Verschmitztheit. So etwas liegt dann auch seiner kleinen Story zugrunde, die verrät, warum und wie er ausgerechnet zum Kontrabass kam. Möglich, dass der junge Könner ein Schwesterchen hat, das gern auch …, dann wäre das die erste Frau, die … (siehe oben!).

Besuch im
Hotel California

Ins imaginäre „Hotel California“ wird man kurz vor Schluss geladen, im Stil eines Bach-Chorals – mit mystischem Background: „klassisch und populär vermischt“, kommentiert Claus Freudenstein. Und vergisst nicht, sich bei Publikum und Veranstalter zu bedanken. Und lässt es mit einer Zugabe – des rauschenden Beifalls und des überreichten Sommerblümchens an die Mannsbilder wegen – meditativ-irisch ausklingen, gedankenschwer, melancholisch. Bravo, bravissimo, Bassmonsters!

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