Neumarkt-Sankt Veit – Spiegel-Bestsellerautor Titus Müller war zu Gast im Herzoglichen Kasten in Neumarkt-Sankt Veit. Rund 60 Zuhörer erlebten einen ebenso kurzweiligen wie tiefgründigen Literaturabend.
Müller stellte seinen neuen Roman „Die Dolmetscherin“ vor, der im August erschienen ist und die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die während der Nürnberger Prozesse als Dolmetscherin tätig ist.
In gewohnt eloquenter und sympathischer Weise führte der Autor durch den Nachmittag, las ausgewählte Passagen und gewährte spannende Einblicke in seine sorgfältige Recherchearbeit. Mit viel Gespür für historische Atmosphäre schilderte Müller das Nachkriegsdeutschland zwischen Schuld, Neubeginn und moralischer Verantwortung. Er erzählte von der „Stunde Null“ als Moment des Aufbruchs – nicht nur düster, sondern auch voller Hoffnung.
Besonders beeindruckten die vielen kleinen Fakten aus der Geschichte, etwa, dass bei den Prozessen erstmals simultan gedolmetscht wurde – eine technische Neuerung – oder dass Hermann Göring mit rot lackierten Finger- und Zehennägeln in Nürnberg eintraf. Müller erklärte, er habe den Roman „auch aus einer kleinen Wunde heraus“ geschrieben – als Versuch, in Zeiten sinkender Moral ein literarisches Zeichen für Menschlichkeit zu setzen. Das Publikum zeigte sich begeistert, viele nutzten die Gelegenheit zum Gespräch und ließen ihre Bücher signieren.