Waldkraiburg – Die Neugierde, ja Spannung war groß im Publikum: Man hatte als Einstieg in die neue Spielzeit ein Stück ausgewählt, das mit Vorschusslorbeeren angekündigt wurde, denn es hatte in Frankreich den renommierten Theaterpreis ‚Moliére‘ gewonnen. Und den verdiente sich an diesem Abend sicher auch die einfallsreiche Regie Kristof Stößls von der Braunschweiger Komödie.
Dabei begann die Handlung ganz entspannt: Das Paar Arnaud und Elisa führt selbst im verflixten siebten Jahr noch eine glückliche Beziehung. Doch da scheint seine Frau am Immobilienmakler Cedric zu sehr Gefallen zu finden. Ein glücklicher Zufall kommt Arnaud gerade recht, denn er trifft auf das perfekte Ebenbild eben jenes Maklers und auch noch dessen Doppelgänger. Kurz entschlossen bittet er sie, sich Elisa gegenüber als Immobilienhändler auszugeben, der sich unmöglich benehmen soll. Doch diese hat sich inzwischen bereits heimlich zum Flirt mit Cedric verabredet und plötzlich steht der falsche Makler seinem Doppelgänger gegenüber. Um das Chaos zu vollenden, platzt auch noch der Zwillingsbruder des Doppelgängers ins Haus: Das Verwirrspiel ist perfekt!
Eine Hauptrolle dabei übernimmt das geschickte Bühnenbild des Wohnzim- mers mit seinen vier Türen. Die sind auch nötig, damit die ‚Drillinge‘ den Raum verlassen und auch wieder betreten können. Ein Bravourstück für Andreas Werth, der in allen drei Rollen einmal als Immobilienhai, dann als Jules und schließlich als Klempner Thomas im Blaumann sogar in leichtem Schweizerdeutsch drauf los palavert. Dabei müssen vom Schauspieler ja ständig Mimik, Gestik und selbst die Garderobe gewechselt werden. Recht flott sind aber auch die anderen Rollen unterwegs, so Franziska Traub als Energiebündel Catherine, die an zunehmendem Kontrollverlust leidet: Sie lässt es sich nicht nehmen, dass Arnaud bei einem Autounfall ums Leben kam, sammelt Geld für einen Grabkranz und meint, als sie ihm leibhaftig gegenübersteht: „Er ist heruntergekommen!“ Bei Arnaud (Fabian Goedecke) hingegen, der von der ersten bis zur letzten Szene im Dauereinsatz ist, bricht nach zunehmendem Durcheinander pure fiebrige Verzweiflung aus.
Als ausgleichend, relativ unbeeindruckt vom verwirrenden Geschehen, erweist sich dagegen Ehefrau Elisa (Claudia van Veen), die schließlich unerschütterliche Liebe zu Arnaud unter Beweis stellt.
Das Spiel ist an Einfallsreichtum kaum zu überbieten, als etwa Andreas Werth
alias Jules, Cedric und Thomas auch noch als Base Babette und beim Schlussapplaus sogar als Pater Ludovico auftaucht. Dabei sitzt bei allen fast jeder Satz, jeder Einsatz ist stimmig. So erkennt man das Double nicht, denn es hat einen kleinen Schrank auf dem Kopf. Oder im maroden Haus flackert plötzlich schummriges Licht. Dazu gibt Hausherr Arnaud dem Doppelgänger sogar eine Art Regieanweisung, wie er Elisa so richtig vergraulen soll. Dass dem Publikum mit dieser ‚genialen Idee‘ ein abwechslungsreiches Verwirrspiel geboten wurde, war nicht nur dem langen Schlussapplaus zu entnehmen. Trotz des hohen Tempos beim Bäumchen-wechsel-dich-Spiel war ein pures Vergnügen.
Erika Fischer