Mühldorf/Oberaudorf – Die letzten Klänge von „Großer Gott, wir loben dich“ waren verklungen, ein Moment Stille, da setzten alle Glocken der Mühldorfer Stadtpfarrkirche St. Nikolaus ein. Der Kirchenraum war voll besetzt. Das Publikum verharrte in andächtiger, ergriffener Stille, bis auch der letzte Glockenklang verklungen war. Dann setzte stürmischer, lang anhaltender Applaus ein.
Das Konzert des bayerisch-tirolerischen Montini-Chors unter der Leitung von Hans Berger, der auch an der Zither saß, war ein musikalischer Glanzpunkt unter den vielen schönen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2025 der Mühldorfer Stadtpfarrkirche. Vor 250 Jahren, am Dienstag, 15. August 1775, war der Neubau von St. Nikolaus vom Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo geweiht worden. Am Freitag, 15. August 2025, zelebrierte der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, ein Pontifikalamt in St. Nikolaus.
Der Montini-Chor erfüllte spätnachmittags den Kirchenbau mit warmen, vollen Klängen, mit Liedern, die durch das ganze Kirchenjahr führten. Der Reigen begann passenderweise mit dem St.-Nikolaus-Lied „Treuer Hirte deiner Herde, Schutzpatron St. Nikolaus“. „Beim letzten Abendmahle“ aus der Deutschen Messe von Schubert gemahnte an den Gründonnerstag. Immer wieder wurde das Publikum in den Gesang eingebunden, bei Marienliedern wie dem „Lasst uns freuen herzlich sehr“ oder „O Maria, sei gegrüßt“. Auch das „Groß ist der Herr“ sang die gesamte Kirche mit: „unendlich groß, der Welt und Meer erschuf zum Los: So klein zu sein – und doch so groß“.
Zarte bayerische Klänge von Zither, Hackbrett (Birgit Sporer) und Harfe (Vroni Herzog) wechselten mit andächtigem Dreigesang vom Rosmarien-Dreigesang und dem Audorfer Dreigesang und volltönenden Chorwerken. Stadtpfarrer und Dekan Klaus Vogl hatte das Publikum begrüßt, Hans Berger und seine Musiker vorgestellt und er entließ die begeisterten Zuhörer vor dem Te Deum mit dem Segen.
Das „Gehet hin in Frieden“ passte perfekt zu den herzerwärmenden Liedern und Weisen, der wunderbaren Musik, mit der Hans Berger mit seinem Montini-Chor die Kirche St. Nikolaus erfüllt hatte. Diese Musik hat die Kraft, mit innerem Frieden zu erfüllen. Sie zeigt lebendig, welche innere Kraft die bayerisch-alpenländische Musikkultur haben kann.
Sie kann wahrhaft den Himmel öffnen, auf den Pfarrer Vogl am Eingang des Konzerts zeigte, indem er auf das Deckengemälde über dem Hochaltar hinaufwies.