Neumarkt-St. Veit – Eine überschaubare Menge an Liebhabern selten gewordener Melodien und Tänze erlebte am Freitagabend ein berauschendes Konzert. Das Orchestra Mondo, bestehend aus nur vier, aber ausgezeichneten Instrumentalisten und Kennern weltweiter Tangomusik, führte sein Publikum auf eine musikalische Weltreise mit Tango und Jazz.
Sie begannen Vorspiel und Vortrag mit einem recht flotten südamerikanischen Tango, wobei sie bereits ihr Können als Solisten und im Zusammenspiel deutlich bewiesen. Als leicht dominante Leiterin konnte man Anja Baldauf einstufen, die mit ihrem Akkordeon alle Tasten, Bässe und Register so einzusetzen wusste, dass es mal wie ein zartes Instrument, dann wie ein Bandoneon oder gar wie ein Orchester erklang. Bei manchen Stücken setzte sie ein Melodikon ein, aus dem sie besondere Hirtenweisen oder ganz neue Töne zauberte.
Dennis Wendel an seinem fünfsaitigen Kontrabass und Raffael Müller an der Gitarre überzeugten bei jedem Musikstück mit ausgefeilten Soloteilen oder gefühlvollen Begleitungen. Orchestra Mondo wechselte im Vortrag häufig das Tempo, wobei Stefan Baldauf am Schlagzeug unauffällig, aber doch bestimmt „den Ton angab“. Auch von ihm gab es augenfällige und berauschende Solovorträge.
Ob nun europäische oder südamerikanische Tangos, Musette-Walzer, dabei auch Eigenkompositionen erklangen – das Publikum glaubte sich mal in Argentinien, in Paris, in Italien oder auf dem Balkan zu befinden. Jeder Musiker wusste auch vieles zu erzählen, zu den Vortragsstücken oder aus seinem Leben. Danach klang ihre Musik oftmals, als würden sie alles musikalisch nacherzählen. Und immer öfter wurde es dann auch jazzig. Gerade da glänzten alle vier Musiker mit ihrem Improvisationstalent.
Wie bei einer Session in einem Jazzkeller flogen die Themen von einem Instrument zum anderen und wurde dort unterschiedlich, aber rasant ausgelegt. Im Laufe des Konzertes spielte das Orchestra aber mal auch wie eine Tanz-Combo in einem Caféhaus am Sonntagnachmittag, wo Pärchen tangotanzend übers Parkett schleichen. Orchestra Mondo ist vielseitig und dabei interessant und unterhaltsam. Das Publikum dankte mit langem Beifall und erhielt Zugaben. Karlheinz Jaensch