Gitarre, Stimme und Leidenschaft

von Redaktion

Musik vom Feinsten: Andreas Kümmert sorgt für einen voll besetzten Haberkasten

Mühldorf – Es ist schon ein paar Jahre her, dass Andreas Kümmert im Haberkasten in Mühldorf zu Gast war, doch er scheint in guter Erinnerung geblieben zu sein: ein volles, fast schon übervolles Haus erwartete den 39-Jährigen aus Unterfranken, und Kümmert enttäuschte nicht, im Gegenteil – und dieses Publikum „gehörte“ ihm schon nach den ersten Tönen.

Kümmert ist in der heutigen Konzertszene fast schon so etwas wie ein Unikum: kein Glamour, keine Bühnenshow, einfach nur starke Musik und eine ebenso starke Stimme. So bewies er eindrucksvoll, warum er zu den ganz wenigen Musikern gehört, die Stimme, Musik und Bühnenpräsenz in überzeugender Weise zusammenbringen. Zusammen mit seiner Band „Electric Circus“ sorgte er vom Start weg für eine gute Atmosphäre im Saal. Die Show eröffnete mit einem kraftvollen Blues-Rock-Einwurf, Kümmert legte direkt los – seine Stimme tief und rauchig, dann kraftvoll nach oben abhebend über die Oktaven hinweg, dabei immer vor allem stark – er hört den Vergleich nicht gerne, aber ja, ein bisserl denkt man im Hinterkopf zumindest am Beginn des Konzerts fast unausweichlich an den jungen Joe Cocker.

In dieser Stimmung steigerte sich das Konzert kontinuierlich. Kümmert nahm sein Publikum mit: nicht als Frontmann im Rampenlicht, sondern ernsthafter Musiker, der mit Herzblut und Authentizität agierte. Die Gitarre war mehr als Begleitinstrument – Kümmert verschmolz förmlich mit ihr, ließ Stimme und Riffs ineinander übergehen, mit einer Virtuosität, die es nur selten zu hören gibt in den von Technik dominierten Konzertsälen unserer Zeit. Besonders eindrucksvoll: Seine Live-Performance von „Simple Man“, dem Song, mit dem er 2013 die dritte Staffel von „The Voice of Germany“ gewann. Im Haberkasten erhielt er dabei immer wieder spontanen Applaus – Jahre nach dem TV-Durchbruch spürte man, dass das Publikum diese Nummer nach wie vor besonders ins Herz geschlossen hat.

Ein weiterer Höhepunkt: Eine Interpretation von „Rocket Man“, die erneut zeigte, wie Kümmert vertrautes Material neu auflädt. Gleichzeitig war das Publikum nicht nur Zuschauer – es wurde Teil des Abends. Mit jedem Riff, mit jeder Wendung in seinen Songs spürte man die Gemeinschaft: Musiker und Zuhörer im Dialog. Dass das Konzert am Schluss mit mehreren Zugaben endete, war nicht überraschend – das Publikum verlangte mehr, und Kümmert lieferte, und das tat er gerne.

Stilistisch war klar: Hier keine Pop-Easy-Listening-Ware, sondern solide Rockmusik für Erwachsene, durchzogen von Blues und Soul, voller Emotionen und ohne überflüssige Dekoration. Was für Kümmert gilt, das galt auch für seine Begleiter: „Electric Circus“ besteht aus ebenso handfesten wie ausgezeichneten Musikern, die sich blind verstehen untereinander. Bassist/Gitarrist Jochen Thoma, Schlagzeuger Michael Germer und Gitarrist Asbjörn Gärtner sind mehr als nur der Rahmen für den Frontman, sondern sie sind aktiver Teil des Erfolges, den sie sich mit Andreas Kümmert gleichermaßen teilen können. Es war ein guter Abend, für die Band, für Andreas Kümmert und vor allem für das Publikum.

Gerd Kreibich

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