Mühldorf – Hokus pokus fidibus, lirum larum lumsetoll, alle Plätze werden voll! Wie von Zauberhand waren bereits vor der Premiere bis auf zwei Handvoll für den 26. Dezember alle Karten weg.
In freudiger Erwartung versammelten sich große und kleine Theaterinteressierte im Foyer des Mühldorfer Theaters am Bahnhof und warteten auf Einlass. Endlich ging der rote Vorhang zum Theaterraum auf, und das Publikum sah zunächst einen großen schwarzen Stoff und ein paar Überreste des hier im September und Oktober gespielten Stückes „Die Vögel“: links ein übergroßes Vogelnest und rechts noch ein zweites, jedoch in eine lustige Hütte umgestaltet, dessen Briefkastenaufschrift auf die Behausung einer „kleinen Hexe“ hinwies. Denn wurde an diesem Tag eine Theaterfassung von „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler gespielt, der Kinderbuchklassiker, den fast jeder Erwachsene aus seiner eigenen Kindheit kennt. Dass es sich bei dieser „kleinen Hexe“ um eine freundliche Person handelte, die in Begleitung ihres treuen Raben Abraxas alles dafür gab, erstmals bei dem jährlich stattfindenden Hexentreffen auf dem Blocksberg dabei sein zu dürfen, wussten vielleicht auch noch die einen oder anderen. Vielleicht auch noch, dass sie sich dafür jedoch erst beim großen Hexenrat beweisen musste, denn mit ihren 127 Jahren war die kleine Hexe nach dessen Auffassung deutlich zu jung für den Blocksberg.
Doch wie sie es letztendlich schaffte, die Oberhexe und alle anderen Hexenwesen von ihrer Hexenkunst zu überzeugen und dann mit gewitzter Hexerei noch ein wenig nachzuhelfen – und was ihr auf dem Weg dorthin sonst noch alles passierte – das erzählten die acht Schauspieler in vielen unterschiedlichen Rollen in einer vergnüglichen, kurzweiligen Stunde, allen voran Anita Wisgalla als kleine Hexe und Eva Spörl als Rabe Abraxas. Untermalt wurde die Inszenierung des Regisseurs Mike Sobotka durch Musik und Sound von Franz Nadler, der es sich im Hexenhaus gemütlich eingerichtet hat.
Kurzum: Wer sich von der Spielfreude und den vielen originellen Bühnenbildern und Kostümen gerne selbst überzeugen will und vielleicht auch kein Grundschulkind mehr ist, das das Glück hat, mit der Schulklasse einen der 14 Theaterausflüge zu unternehmen, der muss sich beeilen, denn die wenigen Karten für den zweiten Weihnachtstag sind bestimmt im Nullkommanix weggehext.