Mainz mit dem Mute der Verzweiflung

von Redaktion

Packendes Fünf-Satz-Match der Mühldorfer Volleyballer in der Mittelschulturnhalle

Mühldorf – Showdown in der 2. Volleyball-Bundesliga Süd gegen einen Abstiegskandidaten. Was auf dem Papier wie eine leichte Aufgabe aussah, entwickelte sich für die Volleyballer des TSV Mühldorf letztlich aber als harte Nuss, die nicht zu knacken war. In einem spannenden Fünf-Satz-Spiel gegen den Drittletzten von der TGM Mainz-Gonsenheim wanderte der Matchball am Ende hin und her, erst nach dem sechsten folgte der Aufschrei: Die Mainzer holten den fünften Satz mit 20:18 und brachen anschließend in grenzenlosen Jubel aus, weil sie damit dem Klassenerhalt einen großen Schritt nähergerückt waren. Mühldorf hatte Satz eins gewonnen (25:21), die beiden nächsten Durchgänge waren an Mainz gegangen (23:25 und 24:26). Nachdem sich Mühldorf den vierten Abschnitt sichern konnte (26:24) musste die Entscheidung im fünften Satz fallen.

„Die kommen mit dem Mut der Verzweiflung“, orakelte Mühldorfs Trainer Michi Mayer schon im Vorfeld der Partie. Mit dieser Einschätzung sollte der Chefcoach recht behalten. Das Team aus Mainz wusste, dass ein Sieg her musste, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.

Die Voraussetzungen für die Partie waren nicht die Besten: Mühldorfs etatmäßiger Libero Kilian Nennhuber hatte sich am Donnerstag im Training eine Kapselverletzung an einem Finger der rechten Hand zugezogen, ein Einsatz war ausgeschlossen. Hauke Ferch musste in das Trikot des Hauptannahmespielers schlüpfen und erfüllte diese Aufgabe hervorragend. Tim Aust war ebenfalls nicht die erste Option, er war nach einer Impfung gegen Covid-19 die komplette Woche nicht im Training. Dafür war der „Capitano“ wieder zurück: Dreieinhalb Wochen nach seinem Bänderriss am linken Fuß war Tom Brandstetter wieder fit und brannte darauf, zum Saisonausklang noch einmal unterstützend ins Spielgeschehen einzugreifen.

Das war zunächst nicht erforderlich. Denn Mühldorf begann stark, hatte sich bis zur ersten technischen Auszeit schon ein gutes Polster herausgespielt (8:4). Doch Mainz hielt dagegen, nicht zuletzt, weil der fast zwei Meter große Zuspieler Lennart Heinz Fuchs nicht nur sehr gut zuspielte, sondern auch unglaublich gut servierte. Tatsächlich schien sich das Spiel zu drehen (12:13), als Fabian Bartsch wieder die Führung zurückholte (15:13). Doch vor allem im Mittelblock waren die Mainzer an diesem Tag top aufgestellt. Spielertrainer Manuel Lohmann zeigte, warum er schon mehrere Male zum MVP gekürt wurde. Zusammen mit seinem Mitspieler Mark Gumenjuk tat er alles, um die Angriffe von Fabian Bartsch zunichte zu machen. Alexander Brandstetters knallharter Aufschlag knackte in der Crunch-Time die Annahme der Mainzer, Mühldorf holte sich Satz eins (25:21).

In Durchgang zwei waren es zu viele Aufschlagfehler der Mühldorfer und bei den Mainzern griff allmählich die Taktik mit den beiden Liberos Hendrik Diwersy und Dominik Groß, die sich die Aufgaben in Annahme und Abwehr teilten. Selbst härteste Angriffe der Mühldorfer fischten sie aus dem Feld. Nachdem Mühldorf bereits mit 10:6 in Führung gelegen war, wendete sich das Blatt, als Fuchs zum Aufschlag kam und plötzlich Mainz das Heft des Handelns in die Hand nahm (12:14). Trainer Mayer versuchte, mit Tim Aust für Alex Brandstetter neuen Schwung ins Team zu bringen, Mühldorf hielt auch bis zum Schluss mit, doch der Satzverlust war nicht mehr abzuwenden (23:25).

Wie schon in Satz zwei ließ Trainer Mayer auch im dritten Durchgang Luis Großmann für Flo Gschwendtner beginnen, um damit die Reichweite des Mühldorfer Blocks zu vergrößern. Großmann brillierte mit einigen Hammerblocks, Tobi Besenböck griff beherzt an und schraubte seine Erfolgsquote kontinuierlich nach oben, nachdem die Mühldorfer bereits mit 7:11 im Hintertreffen gelegen waren. Der Lohn war die Führung für die Mühldorfer (18:16), auch weil Aufschläger Charles Kahn als Joker stach. Dann gab es wieder eine Serie für Mainz (18:19), bevor Mühldorf am Zug war (21:19). Es folgte das Comeback von Tom Brandstetter, der die Angriffe der Mühldorfer verstärken sollte. Letztlich jubelte aber Mainz (24:26).

Mayer stellte um, vertraute nun Aust im Zuspiel – und der zeigte, dass ihm die Trainingspause nicht geschadet hat. Schnelle Angriffe gab es nun zu sehen, die vor allem Besenböck in die Hände spielten. Er griff klug an, schlug einige Male über den Mainzer Block und hatte großen Anteil daran, dass der deutliche Vorsprung, den sich die Mühldorfer gleich zu Beginn des vierten Satzes erarbeitet hatten, bis zum 17:13 hielt. Doch wieder glich Mainz aus (20:20), warf sich in der Abwehr gegen jeden Ball der Mühldorfer. Beim 22:23 standen die Mainzer plötzlich kurz vor dem Sieg. Doch Mühldorf gab nicht klein bei, setzte bei den Angriffen alles auf eine Karte und holte den Durchgang (26:24).

Topmotiviert ging es in Durchgang Nummer fünf, in welchem die Mühldorfer zunächst auf 3:0 davonzogen. Dann gab es die Auszeit von Mainz, dem der 3:3-Ausgleich folgte. Immer lagen die Vorteile beim TSV Mühldorf, der mit 9:7 und 12:10 dem Sieg näher war als Mainz.

Unstimmigkeiten im Mühldorfer Team und Annahmeschwächen kompensierte Tim Aust damit, dass er bisweilen selbst angriff. Dass er am Ende zum MVP gekürt wurde, war der logische Lohn für seine Mühen. Die Gäste waren aber in der Abwehr immer einen Tick besser als Mühldorf, sie kämpften sich mit großer Leidenschaft heran (12:12) und wehrten sogar zwei Matchbälle ab (15:14 und 18:17). Dann war wieder Lennart Heinz Fuchs am Aufschlag, servierte geschickt und war damit Wegbereiter des 20:18-Erfolges.

Mühldorf ließ nach dem Spiel die Köpfe hängen. Doch großen Schaden hat die Niederlage nicht hinterlassen. Vor der letzten Partie der Saison gegen die L. E. Volleys aus Leipzig, die coronabedingt abgesagt worden war und für die es noch keinen Ersatztermin gibt, haben die Mühldorfer 39 Punkte auf dem Konto. Der achte Platz ist ihnen nicht mehr zu nehmen, aber auch Leipzig auf Rang sieben mit 43 Zählern ist nicht mehr einzuholen.enk

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