Mühldorf – Es sollte die große Revanche werden, nachdem die Mühldorfer eine Woche vorher so knapp gegen die großen Gothaer in der Pokalrunde gescheitert waren. Tatsächlich verlief die Partie gegen die Blue Volleys aus Gotha auf extrem hohen Niveau. Doch die Mühldorfer mussten am Ende alle Punkte in Thüringen lassen. Beim 1:3 (16:25/ 27:25/ 25:27/ 16:25) blieb das Team des TSV Mühldorf das erste Mal in der Saison ohne Punktgewinn.
Mühldorf war am Samstag gezwungen, einige personelle Umstellungen vorzunehmen, nachdem Kapitän Tom Brandstetter über Schulterprobleme geklagt hatte. Um nicht auf die präzisen Annahmen des Außenangreifers zu verzichten, schlüpfte Brandstetter ins Libero-Trikot. Kilian Nennhuber durfte stattdessen seine Qualitäten als Angreifer zeigen.
Im ersten Satz ging diese Rechnung noch nicht auf. Zwar war die Mühldorfer Annahme und Abwehr stabil. Doch ein ums andere Mal versetzte der Gothaer Monster-Block Mühldorfs Angriffsbemühungen ein Ende. „Es lief nicht ganz rund. Und teilweise hatten wir auch ein ziemliches Kuddelmuddel auf dem Feld, woran auch ich mit den Auswechslungen schuld bin“, gab sich Michi Mayer, der als Chef-Trainer für den verhinderten Heiko Roth an der Seitenaus-Linie stand, selbstkritisch. Mayer hatte beim Stand von 6:12 Leo Tille für Laurenz Welsch gebracht und etikettierte Zuspieler Alex Brandstetter zum Diagonalangreifer um – was tatsächlich aber nicht brachte. Mühldorf kam mit 16:25 unter die Räder.
Auch im zweiten Satz waren die Hausherren aus Thüringen zunächst überlegen. 6:0, dann 8:2, später 17:12. Ständig befand sich Mühldorf im Hintertreffen. Doch dann kam Gotha etwas aus dem Tritt. Hatte man wohl zunehmend die Gegner unterschätzt, knickte auch noch Gothas Jannis Hopf um und musste gegen Robert Werner ausgewechselt werden. Mühldorf kam ran und mit Kilian Nennhuber am Aufschlag, der viermal seinen Aufschlag auf die Gothaer Seite wuchtete, führte der TSV plötzlich (20:19). In der Schlussphase bewies Mayer ein glückliches Händchen, als er Leo Tille für Nennhuber brachte und nicht nur in diesem Satz (27:25), sondern auch in der Folge Abwehr und Annahme der Mühldorfer stabilisierte.
Denn Mayer setzte auch in der Folgezeit auf Tille anstatt auf Nennhuber: „Kilian hat für einen 17-Jährigen eine gute Partie gespielt. Aber über Außen fehlt ihm noch die Routine“, rechtfertigt Mayer die Entscheidung für Tille. Der wiederum tat sich zwar als Angreifer schwer gegen die Riesen aus Gotha. Aber in Abwehr und Annahme sowie beim Aufschlag schöpfte er aus dem Vollen.
Gotha verzweifelte schier an die tapfer abwehrenden Mühldorfer, die zunächst in Satz drei verdient mit 10:5 und 16:13 in Front lagen. Das Blatt wendete sich, als Gothas Trainer Jonas Kronseder Zuspieler Mikael Clegg gegen Hannes Maisch ersetzte und Robert Werner für Jannis Hopt aufs Feld kam. Werner schaffte es mit seinen Aufschlägen dann tatsächlich wieder, den Anschluss herzustellen und sogar in Führung zu gehen (18:16). Mühldorf wehrte sich. Zwei Satzbälle auf Gothaer Seite blieben ungenutzt, erst den vierten verwandelte Gotha (27:25).
Einen Punkt hätte Mayer schon gerne mit nach Hause genommen, doch im vierten Satz ging plötzlich nichts mehr. Aus einer sicheren Annahme heraus lief das Angriffsspiel der Gothaer wieder rund und auch der Block stand nun goldrichtig für den 25:16-Erfolg.
Auffällig: Libero Max Stückrad, der beim Pokal eine Woche zuvor aus dem Spiel genommen worden war, weil er mit den Aufschlägen der Mühldorfer überfordert war. Diesmal wurde seine Leistung mit der Wahl zum MVP belohnt. „Wir haben brutal gekämpft und saustark verteidigt“, würdigt Michi Mayer die Leistung seiner Jungs. Er gibt aber auch zu, dass die Mühldorfer in der Liga nicht die Längsten sind. „Und diese zehn Zentimeter muss man erst einmal spielerisch kompensieren können!“ Dazu der Libero, „der mit seinen unglaublich guten Abwehraktionen unsere Angreifer narrisch gemacht hat!“
Mühldorf hält sich trotz Niederlage ganz gut in der Liga. Neun Punkte stehen auf der Habenseite, das ist aktuell ein mittlerer achter Tabellenplatz. Gotha klettert auf Rang drei vor (16 Punkte), nur einen Punkt hinter Tabellenführer Hammelburg und dem SSC Karlsruhe, der zwei Spiele weniger absolviert hat.