Mühldorf – Niedergeschlagenheit, wohin man auch nur blickte. Enttäuschung bei Mühldorfs Außenangreifer Fritz Vähning, der Durchschlagskraft vermissen ließ. Enttäuschung bei Kapitän Tom Brandstetter, der eine eklatante Annahmeschwäche an den Tag gelegt hatte. Enttäuschung auch bei TSV-Trainer Michi Mayer, der sein Team insofern in Schutz nahm, dass er die Niederlage auch seiner Auswechselei in die Schuhe schob. Gejubelt wurde am Sonntag in der Nutz-Arena dennoch: Der FT 1844 Freiburg siegte nach einem schlechten Zweitligaspiel mit 3:0 und holte sich damit die Tabellenführung zurück, die sich tags zuvor der SSC Karlsruhe an sich gerissen hatte nach einem 3:0 über Gotha.
Extrem risikoreiche und harte Aufschläge
Der starke Aufschlag und die bayerische Siegermentalität hatten den Gästen aus Feiburg maximalen Respekt abgenötigt. Das betonte auch Jonathan Steinhagen noch vor dem Spiel, der Libero im Team der Freiburger, der danach allerdings eine Klasse-Partie spielte, der sichere Rückhalt seines Teams war, das von Anfang an dominierte. Mühldorf mühte sich mit extrem risikoreichen und harten Aufschlägen, doch Freiburg hatte dazu immer die passende Antwort parat. Nicht gerade mit schönem Spiel, aber am Netz immer eine Nuance überlegener als Mühldorf. Mühldorfs Trainer Michi Mayer vertraute diesmal im Zuspiel auf Leo Tille, der allerdings seine Mühe hatte, die Angreifer zu bedienen. Denn die Annahmeleistung der Mühldorfer war an diesem Sonntag die schlechteste in der Saison.
Ungewohnt viele Fehler fabrizierte dabei Kapitän Tom Brandstetter, der sich wegen Rückenproblemen das Libero-Trikot übergestreift hatte und dessen Annahmen entweder gleich zum Gegner über das Netz waberten oder keinen Schnellangriff zugelassen haben. Vorne standen eigentlich mit Fabian Bartsch und Fritz Vähning zwei gestandene Angreifer auf der Außenposition. Doch sie bissen sich am Block der Freiburger die Zähne aus, oft blockierten die Breisgauer zu dritt die Angriffsbemühungen der Mühldorfer. Kilian Nennhuber sollte es über Diagonal richten, stand ungewöhnlicherweise auch als bester Mühldorfer Annahme- und Abwehrspieler seinen Mann. Doch basierend auf eine allgemein unpräzise Annahme spielte Nennhuber kaum eine Rolle im Angriff. Anders bei den Freiburgern, die sich schnell an die niedrige Halle gewohnt hatten und mit Lorenz Rudolf einen flinken Zuspieler im Team hatte, der nach Belieben Luc Hartmann und Yannick Harms einsetzte. Auch bei den Freiburgern lief nicht alles optimal. In der Summe jedoch fabrizierten die Gäste weniger Fehler als die Mühldorfer.
Schnell waren die Freiburger in Durchgang eins mit 8:5 in Führung geagngen. Und sie schafften es immer wieder bei eigenem Aufschlag Punkt für Punkt von Mühldorf abzusetzen. Erst 13:9, dann 16:12, unmittelbar vor der Crunchtime 19:13. Trainer Jakob Schönhagen leistete sich dann den Luxus, seine beiden Youngsters Fabian Hosch und Philipp Sandmann für Oliver Hein und Lorenz Rudolf ins Spiel zu bringen. Doch erst schlug Fritz Vähning durckvoll auf und brachte sein Team auf 18:19 heran. Steinhagen nahm die jungen Wilden wieder raus, schickte wieder die Erfahrenen auf das Spielfeld. Doch Mühldorf blieb am Ruder. Leo Tille schaffte es, einen 19:24-Rückstand zu egalisieren (24:24). Bei Aufschlag von Freiburgs besten Angreifer Yannick Harms ging der Satz dann aber mit 24:26 verloren.
Satz zwei begann eigentlich gut
Satz zwei begann eigentlich gut für die Mühldorfer, die bei Aufschlag von Fabian Bartsch mit 4:1 in Führung gegangen waren. Wieder war es Harms, der am Aufschlag den Spielstand zum 4:5 drehte. Bei 10:15 wechselte Michi Mayer Moritz Wöls für den bis dato glücklosen und offenbar noch krankheitsgeschwächten Vähning auf Außen ein. Mühldorf schaffte es danach aber nicht, den Freiburgern den Schneid abzukaufen. 11:17 hieß es bereits, als Freiburgs Trainer Steinhagen wieder auf Sandmann und Hosch setzte. Den Vorsprung ließ sich Freiburg nicht mehr nehmen. Mühldorf musste zuschauen, wie der 25:16-Satzerfolg an Freiburg ging.
Freiburg hatte jetzt Betriebstemperatur
Freiburg hatte jetzt offenbar Betriebstemperatur erreicht. 6:1, dann 8:4 zur ersten technischen Auszeit, wenig später 14:7. Da war nicht mehr viel Gegenwehr, obwohl Michi Mayer nun Alex Brandstetter zuspielen ließ, die Angriffe damit etwas schneller wurden. Leo Tille sollte es nun für Vähning über Außen richten. Doch Freiburg stellte sich darauf ein, Zuspieler Lorenz Rudolf ließ nun vermehrt über die Zwei und damit über den vermeintlich kleineren Blockspieler als Vähning angreifen. Bei 9:18 brachte Mayer dann wieder Vähning, doch da war die Messe bereits gelesen. Wieder kamen zur Crunchtime Hosch (bei 18:10 für Rudolf) und Sandmann aufs Feld (bei 19:11 für Oliver Hein). Tatsächlich schafften es die Mühldorfer noch, auf 19:21 zu verkürzen. Dann aber wieder der Rückwechsel von Hein und Rudolf. Und nur wenig später war das 25:21 und damit der 3:0-Erfolg für Freiburg perfekt.
„Das war zu viel Kuddelmuddel“
„Nein, das war kein gutes Spiel. Es fehlte allgemein die Durchschlagskraft und die Annahme war einfach viel zu schlecht. Das war zu viel Kuddelmuddel“, ärgerte sich Michi Mayer nach dem Spiel. Mühldorf bleibt als Zwölfter im Tabellenkeller als Vorletzter vor dem jungen Team aus Friedrichshafen und muss nun alle Energie auf die beiden Partien gegen dei Tabellennachbarn aus Delitzsch (Elfter) und Dresden (Neunter) legen. Wie er ein besseres Ergebnis erzielen will? „Ich muss Leo Tille überzeugen, dass er in beiden Spielen als Libero auftritt“, so Mayer. Der Schlüssel zum Erfolg liege alleine an der Annahme. Und da habe der TSV Mühldorf mit Leo Tille einfach einen der besten der Liga. enk