Waldkraiburg – Gemeinsam haben Bundestrainer Harold Kreis und Christoph Ullmann viel erlebt im deutschen Eishockey. Anlässlich dessen großen Abschiedsspiels in Mannheim blickte der Trainer des Eishockey-Vize-Weltmeisters zurück.
Wie haben Sie Christoph Ullmann kennengelernt und wie waren die ersten Eindrücke von ihm?
Mein erster Eindruck von ihm war: a) Der Junge versteht was von Eishockey. Der hat das, was man eigentlich nicht lernen kann: Einen ausgeprägten Eishockey-Sinn. Und b), er hatte auch ein sehr, sehr ausgeprägtes Selbstvertrauen, um es mal so zu sagen (lacht). Er hatte schon seine Vorstellung, wie man spielt, und sich nicht so sehr in Spielstrukturen hineinzwängen lassen. Das war für mich als junger Trainer nicht so einfach. Aber schon damals hast du gesehen, dass er ein sehr, sehr guter Eishockeyspieler und sehr aufgeschlossen ist. Wie heute: Immer mit einem Lächeln im Gesicht.
War denn abzusehen, dass das mal eine Profikarriere werden würde?
Das kann man schwer voraussagen, weil es kommen ja viele Sachen dazwischen. Aber vom Läuferischen, vom Stocktechnischen und vom Spielverständnis – das war schon sehr ausgeprägt bei Christoph. Alles andere kannst du lernen. Aber Spielverständnis ist schwierig zu vermitteln, gerade in diesem Alter. Darum haben wir schon gedacht: Wenn er jetzt noch ein paar andere Sachen auf die Reihe kriegt, dann hat er sicher eine gute Chance, eine sehr erfolgreiche Karriere zu haben.
Was hat dazu beigetragen, dass Sie so eine gute Beziehung haben als Trainer und Spieler?
Ich mag ihn. Seine Art gefällt mir. Er ist sehr offen – wenn er irgendwas hat, dann kommt er zu dir und geht sehr offen mit allem um. Als ich selbst noch ein junger Trainer war – und da ist man selber noch nicht so sattelfest – hatte er immer entweder einen guten Punkt, oder er konnte sich gut aus einer Situation herausreden, sodass man nicht lange auf ihn sauer war (lacht). Das hat mir gefallen. Einfach diese Interaktion mit ihm, dieser Dialog. Es gibt ja manche Sportler, das ist ein reiner Monolog. Aber mit Christoph war das nie der Fall.
Es scheint wirklich niemanden zu geben, der böse über ihn spricht – auch eine großartige Leistung!
Ja, er ist wirklich so ein Zeitgenosse, mit dem man sich gut unterhalten kann. Man kommt gleich mit ihm in Verbindung, er gibt einem ein gutes Gefühl im Gespräch. Und auch die Bewerbung Deutschlands für die Eishockey-WM 2027 die er vorgestellt hat – das hat er fantastisch gemacht. Das war eine Seite, die ich von ihm noch gar nicht kannte. Aber wenn ich drüber nachdenke überrascht es mich nicht, weil er schon immer gut sprechen konnte (lacht).
Wo sehen Sie ihn in der Zukunft? Könnte er Trainer werden?
Meistens hat man schon früh Lust, Trainer zu werden. Vielleicht kommt das bei ihm aber noch. Aber er macht doch jetzt Spieleragent. Ich glaube, da geht es ihm ganz gut.
Sie sind in der Hall of Fame des deutschen Eishockeys. Schafft es „Ulle“ da auch hin?
Also, wenn ich mir seine Karriere anschaue, seinen Beitrag für das deutsche Eishockey und seine Persönlichkeit – ja, ich finde, da gehört er hin. Er ist für mich ein Gentleman des Sports.Interview: Michael Gößl