Burghausen – Es rührt sich etwas in der Wacker-Arena. Mit dem Einstieg von Gesellschafter Sebastian Rothwinkler von der Rothwinkler Vermögensverwaltungs GmbH mit Flatbuy und Matchworn90 beim Traditionsverein will der Verein über lange Sicht wieder in den Profifußball zurückkehren.
Diesem hatte der Verein eigentlich im Jahr 2017 den Rücken gekehrt, als man ankündigte, wieder auf Amateurspieler setzen zu wollen. Nun kündigte der Verein einen ehrgeizigen Plan an. Bis 2030, dem Jahr des 100-jährigen Vereinsjubiläums, will man wieder zurück in die 3. Liga. Wie dieser Plan nun in die Tat umgesetzt werden soll, das erläuterte der Erste Vorsitzende des Gesamtvereins, Dr. Thomas Frey, zusammen mit dem in der Region geborenen neuen Gesellschafter Sebastian Rothwinkler und in Anwesenheit von Geschäftsführer Andreas Huber sowie zahlreichen Sponsoren gegenüber beinschuss.de.
Sie erwähnen immer wieder die Begeisterung in der Region. Wie wollen Sie diese wieder neu auslösen? Geht das nur über Ergebnisse auf dem Platz oder werden Sie andere Rahmenbedingungen dafür schaffen?
Dr. Thomas Frey: Ich glaube, die Leute, die vor zehn, 15 Jahren hier waren, kommen wieder, wenn der sportliche Erfolg kommt. Da gibt es immer so eine Dynamik, dass man ganz gern dabei ist, wenn es nach oben geht, und wenn es nach unten geht, dann sind wir alleine. Es wird aber auch diejenigen geben, die bleiben und deswegen freue ich mich immer, wenn ich Leute sehe, die uns in unterschiedlichen Ligen begleitet haben, auch nicht nur in der 2. oder in der 3. Liga. Ich glaube, es geht aber tatsächlich wirklich um das Thema, ein Sporterlebnis zu schaffen. Und das ist ja der ganz große Trend, den man sieht. Es reicht nicht, dass man eine Bratwurst und Fußball anbietet, sondern man muss auch drumherum etwas machen. Da haben wir schon einige Aktionen gehabt. Wie nutzen wir die Kombination mit dem restlichen Verein? Wir stehen jetzt hier als Wacker Burghausen Fußball GmbH. Das ist eine Tochter des SV Wacker, und das wird auch eine Tochter des SV Wacker bleiben, in welchen Mehrheitsverhältnissen auch immer. Aber wir haben im Basketball in der Bayernliga das erste Heimspiel. Wir haben mit den Ringern eine Kooperation gemacht. Ich glaube, dass man diese Kombinationen nutzen muss. Dann kann man auch mit der Stadt kooperieren, wie wir es im letzten Jahr schon mal hatten, zum Beispiel eine Freibad- und Fußballaktion oder eine Fußball- und Einkaufsaktion. Wir müssen uns das Thema Catering anschauen, wir müssen die Räumlichkeiten vermarkten und das Drumherum so gestalten, dass es tatsächlich wie ein Event ist, wo man am Wochenende gern drei Stunden investiert, um hierherzukommen.
Sebastian Rothwinkler: Wichtig ist einfach, dass der Name Wacker Burghausen wieder in aller Munde ist. Da gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten, egal ob das jetzt Presseartikel sind oder Instagram-Account. Das sind so die Themen, wo du sagst, wie kriege ich immer mehr Aufmerksamkeit. Und wenn man dann auch wieder den sportlichen Erfolg hat, dann geht es eh leichter. Aber wichtig ist wirklich, dass in der Region wieder rüberkommt, dass da etwas passiert und es in eine positive Richtung geht. Und der Rest ist dann einfach ein Prozess, wie man auch Leute erstmal ins Stadion bringt, die mit Fußball nicht so viel am Hut haben. Und das versuchen wir, egal ob das jetzt mal mit Freikartenaktionen ist oder mit dem Weinfest, dass man einfach extern auch mal wieder mit reinbringt. Wir haben ein Stadion, in dem viele Flächen im Moment noch leer stehen, die man vielleicht ein bisschen anders vermarkten kann. Aber es steht und fällt natürlich auch immer hauptsächlich mit dem sportlichen Erfolg. Wenn du ganz unten stehst, dann hat auch keiner Lust, ständig diese Euphorie weiter mitzutragen. Und das ist im Moment schon ein ganz gutes Zusammenspiel mit dieser Euphorie und gleichzeitig wirklich mit dem Thema, dass wir da schrittweise die Reichweite über die Region wieder zusammenbringen. Was man nicht unterschätzen darf: Wacker Burghausen hat einfach auch einen überregionalen Namen, der eigentlich wiederbelebt werden sollte. Und das ist ja etwas ganz anderes, weil es in der breiten Masse eigentlich schon so eine Bekanntheit gibt, dass man nicht wieder von vorne anfangen muss. Und da sind wir auch schon auf einem ganz guten Weg, dass die Leute da schon ein gewisses Interesse daran zeigen werden.
Dr. Frey: Mit dem Abstieg aus der 2. Liga waren wir eigentlich in der Phase, Burghausen muss. Wir mussten Geld auftreiben, wir mussten uns rechtfertigen, wir mussten dreimal am grünen Tisch die Liga, einmal 2., zweimal 3. Liga halten. Das war das Verwalten eines Notstands. Das Ganze wird jetzt eingebettet in ein Konzept „Burghausen will“. Wir haben hier einen extrem spannenden Nachwuchsjahrgang. Denen würde ich gerne die Perspektive geben, dass sie auch hier höherklassig spielen können. Es geht alles darum, dass man hier nicht nur einen Jahrgang im Nachwuchsleistungszentrum hat, sondern so eine Breite hinkriegt, dass Kinder aus der Region die Möglichkeit haben, hierher zu gehen und zu sagen, wenn ich gut genug bin, kann ich mit Fußball Geld verdienen. Das ist etwas, was wir in den letzten sieben Jahren nicht mehr bieten konnten, aufgrund der finanziellen Möglichkeiten. Da wollen wir hinkommen. Die Kunst wird es dann sein, dass es nicht nur ein Strohfeuer ist.
Was waren denn damals die Gründe, dass der Verein finanziell so große Probleme hatte?
Dr. Frey: Das Zuschauerinteresse in der 3. Liga lag damals bei 3000 Zuschauern, am Ende der 3. Liga noch einmal weniger. Und wenn ich dann mit 2200 Zuschauern im Schnitt so einen Aufwand betreibe für die 3. Liga, so wie im letzten Jahr und das ist jetzt zehn Jahre her, da hatten wir vier Millionen Euro Budget. Das rechnet sich nicht. Und damit ist die Lücke immer größer geworden. Und geregelt haben wir das durch den Verkauf von Tafelsilber. Das Stadion gehörte mal dem Verein. Wir mussten die zweite Mannschaft abmelden, um das Budget der ersten Mannschaft stemmen zu können. Wir hätten wahrscheinlich früher die Reißleine ziehen müssen, um den klaren Schnitt zu ziehen.
Sie meinten, 2030 zum 100-jährigen Jubiläum ist das Ziel mindestens die 3. Liga. Ist das das Ende der Reise oder wo soll es für Burghausen hingehen?
Dr. Frey: Wo ist die Reise zu Ende? Das weiß ich nicht. In den ersten Wochen, war die Frage, die mir Sebastian gestellt hat, ist bei der 3. Liga Schluss, oder ist es das nicht? Nein, ist es meiner Meinung nach nicht. Jetzt müssen wir aber erst einmal ganz viele Hausaufgaben machen, um den nächsten Schritt zu schaffen. Und das ist ein extrem schwieriger Schritt. Und wenn wir den gemacht haben, dann können wir uns auf die Schulter klopfen und durchschnaufen. Dann können wir uns überlegen, wie wir den nächsten Schritt gehen wollen.