OVB-Weihnachtsaktion

„Bis zuletzt ein Leben in Würde“

von Redaktion

Ein Zufluchtsort für schwerstkranke und sterbende Menschen – das ist die Hospizinsel, die mit Hilfe der OVB-Weihnachtsaktion im Landkreis Mühldorf entstehen soll. Partner des Anna-Hospizvereins ist dabei das Adalbert-Stifter-Seniorenwohnen in Waldkraiburg, das im Betreuten Wohnen vier Hospizbetten einrichtet.

Waldkraiburg/Rosenheim – Die Hospizinsel in Waldkraiburg ist als Ambulante Hospizbegleitung konzipiert, bei der die Betroffenen zeitintensiv versorgt und betreut werden. Professionell, individuell und liebevoll. Es ist keine „Rund um die Uhr“-Versorgung. Dennoch ist bei Bedarf jederzeit Hilfe erreichbar.

Dafür sorgen in enger Zusammenarbeit der Adalbert- Stifter-Pflegedienst im Betreuten Wohnen, Mitarbeiter aus dem Anna-Hospizverein, die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), Hausärzte, Therapeuten und Seelsorger. Durch den Pflegedienst ist eine 24-Stunden-Rufbereitschaft oder Anwesenheit in der Hospizinsel möglich. „Wir möchten schwerstkranken Menschen bis zuletzt ein Leben in Würde und ohne Schmerzen ermöglichen“, sagt Hubert Forster, Leiter des Adalbert- Stifter-Seniorenwohnens in Waldkraiburg mit 54 Pflegeplätzen und 180 Appartements im Betreuten Wohnen.

Dort entstehen vier Hospizzimmer. Das Angebot ist für Menschen ausgelegt, die sich in palliativer Behandlung befinden und zu Hause nicht mehr versorgt werden können oder wollen, weil sie allein sind, das Umfeld nicht den Anforderungen entspricht, die Familien überfordert sind, die nahen Angehörigen eine qualitativ hochwertige Entlastung brauchen. Tageweise, wochenweise ist dies in der Hospizinsel möglich.

Häufig sind jüngere Erwachsene betroffen, die in kein Pflegeheim gehen wollen. Deren Angehörige können, je nach Zeit und Bedürfnis, ihren lieben Menschen in der Hospizinsel besuchen, auf Wunsch mitpflegen, im Zimmer oder in einem Gästezimmer übernachten. Bislang gibt es im ganzen Raum Mühldorf/Altötting kein derartiges Angebot – ebenso wenig wie in der Region Rosenheim/Traunstein. Dort soll ein Hospiz in Bernau am Chiemsee entstehen. Beide Projekte werden von der Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz für Hospizbewegung“ unterstützt.

Das Adalbert-Stifter-Seniorenwohnen betritt mit der Hospizinsel kein Neuland in der Begleitung von Palliativpatienten. Im Projekt ZiB (Zeitintensive Betreuung und Begleitung) ist 2015 und 2016 eine enge Zusammenarbeit mit dem Anna-Hospizverein gewachsen. Altenpflegerin Yvonne Zur und Betreuungsfachkraft Sonja Hadaschik haben nach einer Zusatzausbildung in Palliativpflege dabei prägende Erfahrungen gemacht.

Für schwerstkranke und sterbende Senioren im Haus habe sich das Pflegepersonal immer Zeit genommen, erzählen sie. Doch mit diesem Projekt und den zusätzlichen Stundenkontingenten „konnten wir viel flexibler auf die Bedürfnisse eingehen“, wie es sonst ein Dienstplan nicht zulässt. Bei pflegerischen Themen, bei der Abstimmung mit Ärzten, bei der Hilfestellung beim Essen, für Gespräche mit dem Betroffenen und seine persönlichen Wünsche. Yvonne Zur erinnert sich an die Frau, die einfach nur noch mal eine Hochzeitssuppe essen wollte. „Ich habe die Suppe gekocht, die Frau hat sie gegessen, genossen.“ Oder der Mann, den Sonja Hadaschik „glücklich machte“, weil sie mit ihm zum Waldbad fuhr. „Das wollte er unbedingt noch mal sehen.“ Eine Pflegerin im normalen Stationsablauf schafft das nicht.

Und sie hat nicht die Zeit, lange Gespräche mit den Angehörigen zu führen, über deren Ängste und Fragen zu reden. Yvonne Zur: „Das waren schöne Gespräche, wo die Angehörigen geweint haben. Wir auch.“ Sie fühlt sich persönlich dadurch bereichert, bestätigt. Und durch die Rückmeldungen der Betroffenen und deren Angehörigen, die sich geborgen und unterstützt fühlten.

Hubert Forster ergänzt: „Die ganze Energie, der Geist des Hauses verändert sich dadurch.“ Auch nach dem Ende des ZiB-Projekts setzt das Seniorenwohnen deshalb vieles davon weiter um. Und wird als Partner des Anna-Hospizvereins auch die baulichen Voraussetzungen für die Hospizinsel schaffen: Vier Appartements werden barrierefrei saniert, pflegegerecht ausgestattet, ansprechend möbliert. Die beiden Mitarbeiterinnen werden die pflegerische und ärztlich-medizinische Betreuung gerade auch in Krisenphasen koordinieren, Beratungsgespräche führen, Dienstpläne erstellen.

Bisher 24000 Euro gespendet

Die OVB-Weihnachtsaktion soll die Personalkosten des Hospizvereins abdecken. Etwa 200000 Euro werden gebraucht, um den Betrieb für mindestens drei Jahre sicherzustellen.

Spenden können auf die zwei Sonderkonten „OVB-Leser zeigen Herz“ bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling und der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee überwiesen werden (siehe eingeblockte Grafik).

Bisher sind rund 24000 Euro zusammengekommen (siehe Namen der Spender auf der nächsten Seite).

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