Probenreportage

Weil Kleine oft die Größten sind

von Redaktion

Ein Besuch hinter den Kulissen des Vorweihnachtstheaters des Mühldorfer Kulturschupp‘n: „Der kleine Muck“.

Mühldorf – Noch eine Stunde bis zur Aufführung: Magdalena Eckmanns, Vorsitzende des Theatervereins Kulturschupp’n scheint überall zu sein; für jeden hat sie ein liebes Wort. Etwa für Gabriele Gisnapp und Irene Sieber, die das Catering übernommen haben; oder für zwei andere Helfer, die Muffins gebracht haben. Derweil sitzen zwei Etagen höher in der ehemaligen Hausmeisterwohnung die Schauspieler. Dicht gedrängt hocken sie in dem kleinen Wohnzimmer auf der großen Couch und den Stühlen, manche tragen ein Kostüm, andere schminken sich. Gemeinsam sprechen sie den Text durch.

Eine halbe Stunde vor Vorstellung kommt Bewegung in die Runde: Die Akteure flitzen zwei Treppen runter, rein in die Kellerräume, vorbei an Riesen-Obst, Kutschen und allerlei Möbeln. Es sind die Lagerräume für Requisiten. Im Eiltempo geht es auf der anderen Seite die Treppe wieder rauf und durch eine Brandschutztür in den Gang hinter der Bühne, wo in den kommenden 65 Minuten ein geordnetes Gewusel im Halbdunkel stattfinden wird.

Vor dem Auftritt steht das Warm-up. Die Schauspieler stellen sich im Kreis auf und beginnen zu brummen: ganz tief und leise, dann immer lauter. Gehört zur Routine, sagt Magdalena Eckmans. Denn das Gebrumme verändert die kleine Truppe, die ernst und konzentriert wirkt.

Ein letzter Schokokuss, eine Praline, bevor die Schauspieler den Weg hinter die Bühne gehen. Regisseur Christopher Luber kommt in letzter Minute auf einen Gruß vorbei. Dann Anmoderation, dann geht es los.

Der kleine Muck – so beschreibt es das Stück –wird wegen seines Äußeren gemobbt, er erlebt Abenteuer, in denen er mit List über Gier und Dummheit siegt. Muck, gespielt von Eva Spörl, versucht zu Beginn des Stücks verzweifelt, die Unordnung der Katzen und eines Hundes aufzuräumen, wird dabei von der Tierbesitzerin alias Gabriele Heinrich bezichtigt, das Chaos selbst angerichtet zu haben. Die Erzählerin (Bianca Schamper) betritt die Bühne und fragt, ob der kleine Muck wohl zurecht beschuldigt werde. Kinder im Zuschauerraum verteidigen ihn empört, während die Katzen durch die Vorhänge in den dunklen Gang hinter die Bühne huschen. Eine muss kurz verschnaufen, die andere entledigt sich bereits ihrer weißen Sportsocken-Pfoten.

Da fast jeder zwei Rollen übernimmt, ist Treffsicherheit beim flotten Umziehen im Halbdunkeln ebenso wichtig wie der Text. Aus der einen Katze wird der Küchenmeister (Wulf Paulus), aus der anderen ein Kalif (Hans Dworzak). Kein Wunder, dass sich die Darsteller vor Beginn statt „toi,toi,toi“ gelungene Übergänge beim Umziehen wünschen.

Gaby Stolz muss sich mehrfach vom Hündchen in die Frau des Kalifen verwandeln und flitzt stets mit einem gezischten „Vorsicht“ hinter die Bühne. Thomas Leidenbohr nästelt sich mehrfach raus aus den luftigen orientalischen Gewändern eines Großwesirs und rein in die engen Klamotten eines Jugendlichen. Ebenso ergeht es Benedikt Korbacher, der vom Prinz zum vorlauten Balg wird.

Helfende Hände zupfen hier an der Kochmütze, dort an den Eselsohren. Ein beleuchteter Spiegel ist die einzige Lichtquelle in dem schwarz eingekleideten Gang, sie erzeugt eine gespenstische Atmosphäre. Kleine, batteriebetriebene Kerzen zeigen den Weg zur Bühne. Jeder hat sich sein Zeug zurechtgelegt: Perücke, Diwan, Schwert und Goldtruhe, dazwischen Brillen, Textbücher, Schminkutensilien.

Christoph Rottach ist nicht nur der Schnellläufer im Kalifat, er bedient auch die Seilwinde, mit der der Geist Chin punktgenau durch die Luft fliegt. Dass jemand keinen Einsatz hat, gibt es eigentlich nicht. Wer hinter der Bühne steht, ist eine Stimme aus dem Off, klatscht und lacht mit, wenn auf der Bühne gelacht und geklatscht wird.

Die Jüngste in der Truppe ist Alexandra Dell, die den Pagen des Kalifen spielt. Neu dabei ist Gisela Döbler, die ebenfalls eine Katze und eine Jugendliche spielt. Und wenn dann am Ende der kleine Muck doch der Größte ist, fällt der Vorhang.

Aufführungen

9., 17. und 26. Dezember, jeweils um 15 Uhr.

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