Faszination Surfen

Der Ritt auf der nächsten Welle

von Redaktion

Sie ist eine der Attraktionen in München: die Welle am Eisbach beim Haus der Kunst. Tobias Haseloff ist einer der vielen Surfer, der dort mit seinem Brett ins Wasser geht. Doch das Meer zieht ihn längst stärker an.

Töging/München – Tag für Tag stehen die Zuschauer am Ufer des Eisbachs oder blicken von der Brücke an der Prinzregentenstraße auf das Wasser hinunter. Egal ob Sonne, Regen oder Schnee – am Eisbach ist so gut wie immer ein Surfer zu beobachten. Am Ufer stehen die Sportler und warten auf ihren nächsten Ritt auf der Welle.

Das Brett ins Wasser, mit einem Sprung hinterher und schon geht es los. Anfänger sollten sich hier nicht ins Wasser wagen, denn das Surfen in der „stehenden Welle“ am Eisbach ist nicht gerade ungefährlich. Seit etwa fünf Jahren gehört auch Tobias Haseloff zu den Surfern am Eisbach. Mit Vollbart, langen Haaren und auffälligen Tätowierungen ist er leicht zu erkennen.

Zum ersten Mal stand er mit 16 Jahren auf einem Surfbrett. Schnee statt Wasser – zum damaligen Zeitpunkt war ihm das Snowboard aber deutlich lieber. Auf den Skipisten war er mit dem Snowboard unterwegs, auch bei Wettkämpfen ging er an den Start. Doch als Snowboarden olympisch wurde, verlor er den Spaß. „Ich mag selbst den Tag bestimmen“, sagt der 33-Jährige, der aus Töging kommt.

Dass er nach seinem einmaligen Kurs wieder zum Surfen zurückfindet, ist Zufall. Sechs Jahre ist es her, dass er als Personal Trainer eine Surferin betreut hat. Um besser beurteilen zu können, welche Muskelpartien beansprucht werden und welches Krafttraining sinnvoll ist, hat er sich an den Eisbach gesetzt und eine zeitlang die Surfer beobachtet. „Von ihr habe ich später auch mein erstes Surfbrett geschenkt bekommen“, erzählt er.

Als ihn ein Kumpel zum ersten Mal an den Eisbach mitnimmt, dauert es nicht lange, bis er von den restlichen Surfern voll und ganz akzeptiert ist. Die Leidenschaft hat ihn vom ersten Moment an gepackt, sein Können will er daher auch festigen. Und so steht für ihn außer Frage: „Ich muss ans Meer.“ Also packt er seine Sachen und besucht Freunde in San Diego, Kalifornien. Fünf Wochen lang fährt er jeden Tag morgens an den Strand und erst abends wieder zurück in die Wohnung. „Ich habe schnell ein Gespür bekommen und viel durch Zuschauen gelernt. Instinktiv.“

Kaum vom ersten Surf-Urlaub zurück, hat er auch schon das nächste Ziel im Blick: Sechs Wochen durch Panama und Costa Rica reisen. „Ich habe damals in der Gastronomie gearbeitet und hatte daher auch die Möglichkeit, viel frei zu arbeiten und mir die Zeit einzuteilen“, sagt er. Immer im Gepäck natürlich sein Surfbrett.

Längst ist Tobias Haseloff nicht mehr so oft am Eisbach beim Surfen wie früher. Zum einen hängt das damit zusammen, dass er dort oft von anderen Surfern auf seine Arbeit angesprochen wird. Er arbeitet in seinem Surf-Shop als Handelsvertreter für mehrere Firmen und hat daher beruflich viel mit dem Eisbach zu tun. Zum andern fehlt ihm das Salzwasser. „Das Eisbach-Surfen reicht überhaupt nicht mehr aus. Das ist extrem wenig geworden“, sagt er. Er könne sich auch sehr gut vorstellen, mit seiner Freundin nach Frankreich ans Meer zu ziehen. „Aber ich mag Bayern doch sehr gerne.“ Als Kompromiss reist er alle paar Wochen ans Meer. Entweder er plant einen Urlaub, verlängert einen beruflichen Aufenthalt oder besucht für wenige Tage einen Freund in Portugal.

Das Fernweh und seine Leidenschaft bringt ihn an viele Strände dieser Welt. Jeweils ein halbes Jahr lebt und arbeitet er in Australien und Neuseeland, war auf Bali und oft in Frankreich, Spanien und Portugal.

Komplett allein mit sich zu sein – das macht für ihn die Faszination aus. Selbst wenn an einem Strand 300 Surfer auf die nächste Welle warten, das Gefühl allein zu sein, stelle sich sehr schnell ein, wenn man eine Welle reite. „Für einen Moment ist alles vergessen.“

Nicht vergessen sind die vielen schönen Momente, die er an den unterschiedlichsten Stränden erlebt hat. In Costa Rica zum Beispiel taucht etwa 20 Meter neben ihm ein Wal auf. Auch Delfine und Schildkröten hat er schon beobachten können. „Die Ozeane sind so riesig und wertvoll. Es ist jedes Mal spannend, was passiert“, sagt er, der gerade erst aus seinem Urlaub in Sri Lanka zurückgekommen ist.

Ein Ziel hat er noch vor Augen: Lofoten in Nordnorwegen. „Das kalte Wasser und die Polarlichter – das reizt mich schon sehr.“

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