Niedertaufkirchen – „Es ist verkehrstechnisch ein Wahnsinn, wie sich die Sattel- und Tanklastzüge aus beinahe allen europäischen Ländern aus beiden Richtungen durch unseren Ort quetschen“, regt sich Leonhard Maier über den Lkw-Verkehr auf. Der Schwerlastverkehr fährt auf dem Weg nach Norden auch durch Unterarbing, wo Maier wohnt und wo er besonders in den vergangenen Wochen von den Lastwagenfahrern genervt war, die während der Sanierung der B299 die Umleitung in Richtung Haunertsholzen in Anspruch genommen haben.
Besonders ärgerlich: Lastwagen, die auf der nach seiner Ansicht entweder über Arbing zurück auf die auch dort gesperrte B299 wollten und rangieren mussten. Oder Brummifahrer, die auf der „bautechnisch ungeeigneten idyllischen Straße“ über Freiling und Unterscherm nach Neumarkt-St. Veit ihrer „eigenen Umleitungsausweichroute“ folgen würden. Eine Straße, die für die schweren Sattelzüge nicht über die nötige Fahrbahnbreite verfüge, schimpft Maier, der selbst Lastwagenfahrer ist.
Maier sorgt sich
um die Sicherheit
Praxisuntaugliche Straße für Lastwagen sind der eine Aufreger des Niedertaufkircheners. Die Sorge um die Sicherheit von Fußgängern, vor allem von Kindern, der andere. „Ab Ende des Radwegs von Stetten bis nach Neumarkt-St. Veit ist es für die schwächsten im Verkehrswesen nur mit guten Ortskenntnissen möglich, einigermaßen sicher an das Ziel zu gelangen“, sagt Maier. Die Kreisstraße von Stetten nach Niedertaufkirchen zu benutzen sei mangels Geh- und Fahrweg auch für die vielen Radltouristen völlig ungeeignet. Zumindest für den Ortskern in Niedertaufkirchen fordert Maier nun Verbesserungen, beruft sich dabei auf die Gemeinden Schönberg und Lohkirchen, wo während der Belegungszeiten an Schulen und Kindergärten eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer erwirkt worden sei. „Dies sollte auch bei uns schon längstens praktiziert werden!“
In der Tat ist die Forderung nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung beziehungsweise nach einem Lkw-Verbot nicht neu. Vor drei Jahren bereits hatten Niedertaufkirchener Bürger Unterschriften gegen den Schwerlastverkehr auf der Kreisstraße MÜ36 gesammelt, 384 Bürger hatten unterzeichnet. Die Antwort aus dem dafür zuständigen Landratsamt war allerdings ernüchternd: Es gibt keine rechtliche Möglichkeit für eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder ein Lkw-Verbot ließ das Landratsamt verlauten. Grundsätzlich sei die Kreisstraße für alle Verkehrsarten freigegeben. Außerdem sei das Verkehrsaufkommen zu gering, hieß es in der Begründung des Landratsamtes damals.
Lastwagenfahrer umkurven Umleitung
Und heute? Leonhard Maier behauptet, dass der Lkw-Verkehr um ein Vielfaches zugenommen habe, seit in Erharting das Logistikzentrum der Firma Netto steht. Außerdem beruft sich Maier auf die Gesetzesänderung, die sich Schönberg und Lohkirchen bereits zunutze gemacht haben, um an ihren Schulen zumindest eine befristete Tempodrosselung, also während der Schul- und Kindergartenzeiten, zu erwirken.
Diese Möglichkeit sei in einer Versammlung des Kindergartenfördervereins bereits geäußert worden, bestätigt auch Niedertaufkirchens Bürgermeister Sebastian Winkler. Eine unmittelbare Gefahr sieht Winkler derzeit nicht, zumal die Schule in einiger Entfernung zur Straße stehe und auch der Eingang in den Kindergarten in einem geschützten Bereich sei. „Wenn jedoch der Elternbeirat oder der Kindergartenförderverein Bedarf sieht, dann wäre dafür ein Antrag einzureichen, den die Gemeinde selbstverständlich an die zuständigen Stellen weitergibt.“ Denn Entscheidungsträger sei der Landkreis.
Förderverein hat Antrag eingereicht
Der Förderverein hat diese Aufforderung jetzt gleich in die Tat umgesetzt. Helmut Eder, Vorstand des Kindergartenfördervereins „NiKi“ hat gestern Vormittag einen entsprechend formulierten Antrag auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung bei der Gemeinde abgegeben. „In Schönberg hat es auch funktioniert. Und dort haben sie einen bei Weitem weniger Transitverkehr“, argumentiert Eder. Eder weiß natürlich auch, dass die Schule in Niedertaufkirchen einige Meter von der Kreisstraße entfernt liegt. Somit die Schüler in diesem geschützten Bereich keiner Gefahr ausgesetzt sind. „Doch für den Turnunterricht müssen die Schüler jedes Mal die Straße überqueren. Und das birgt ein gewisses Gefahrenpotenzial“, begründet Eder den Schritt zur Antragstellung.
Leonhard Maier hört das gerne. Denn seine derzeitige Hoffnung auf weniger Verkehr in Niedertaufkirchen beruht lediglich auf der Tatsache, dass wegen des gerade begonnenen Baus des Kreisverkehrs in Haunertsholzen etwas Ruhe einkehren könnte. Oder spätestens ab dem 1. Juli, wenn die Straßenmaut für Bundesstraßen für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen eingeführt wird. „Dann fahren wir mit dem Fahrrad aus Sicherheitsgründen halt auf der dann ruhigen Bundesstraße!“