Aller Anfang ist schwer. Galt das auch für den Förderverein Musikfreunde vor 30 Jahren?
Nein, eigentlich nicht. Im Protokoll der Gründungsversammlung, die am 19. März 1988 im Restaurant ‚Altöttinger Tor‘ stattgefunden hat, finden sich alleine 72 Namen. Alles, was im Bereich Kunst und Kultur in der Region Rang und Namen hatte, war mit dabei. Fritz Gerneth genauso wie Professor Jan Koetzier, Siegfried Komm genauso wie Erwin Altmayer, Otto Barbarino, Birgid Steinberger oder Josef Überacker. Dazu kam viel Unterstützung aus der Wirtschaft mit Ludwig Bronold und Wilhelm Weis an der Spitze. Außerdem standen uns bei den Schwestern im Kloster Zangberg für unsere Pläne die Türen immer offen. Von Anfang an standen die Musikfreunde auf einem breiten Fundament – und tun es bis heute.
Hat sich am Vereinszweck in all den Jahrzehnten entscheidendes geändert?
Im Grunde nicht. Was damals in der Satzung verankert wurde, hat bis heute Bestand: Zweck des Vereins ist, das Kultur- und Musikleben zu fördern und ein Forum für die einheimischen Künstler und den Musikernachwuchs im Landkreis Mühldorf und der näheren Umgebung zu schaffen. Das Ziel, einen eigenen Flügel anzuschaffen, war schnell erreicht. Dieser Punkt war der Anstoß, um den Verein zu gründen.
Der Kauf eines Flügels?
Eva Barbarino gab vor 31 Jahren ein Klavierkonzert im Ahnensaal, damals noch mit einem geliehenen Steinway-Flügel. In der Folge zeichnete sich ab, dass es jede Menge Unterstützer für ein derartiges Projekt geben würde. Mit Hilfe von Sponsoren und den Eintrittsgeldern weiterer Konzerte war der Flügel dann schneller abbezahlt als eigentlich geplant. Im letzten Jahr haben wir für den Flügel einen neuen Stuhl angeschafft. Das war nach drei Jahrzehnten auch fällig, ist aber zugleich ein Zeichen dafür, dass wir mit den Finanzen des Vereins sehr sorgsam umgegangen sind.
Kein großes Geschenk zum 30. Geburtstag?
Doch. Wir haben heuer eine neue Lichtanlage gekauft – mit vier Meter hohen Stützen, damit sich der Ahnensaal von oben gut und stimmungsvoll ausleuchten lässt. Diesen wunderschönen Raum mit klassischer Musik zu beschallen und ihn dann – wie bisher – mit hellem Baustrahlerlicht auszuleuchten, wurde der Atmosphäre einfach nicht mehr gerecht. Aber – und darauf sind wir im Rückblick auch sehr stolz – uns hat immer ausgezeichnet, dass wir unsere Ausgaben für Konzerte und Veranstaltungen aus Eigenmitteln und Spenden finanziert und gestemmt haben.
Wie viele Konzerte waren es denn über all die Jahre insgesamt?
Rund 190. Und einige kommen ja heuer noch dazu – allen voran unser großes Jubiläumskonzert am 25. November (siehe Infokasten „Konzerte“). Dann in neuem Licht.
Viele Vereine beklagen Nachwuchsmangel. Wie sieht es bei den Musikfreunden aus?
Das sind zwei Ebenen. Was uns auf der einen Ebene sicher etwas fehlt, ist der Nachwuchs im Bereich der Ehrenamtlichen. Gerade wenn es um einfache Dinge bei der Organisation oder Vorbereitung der Konzerte geht. Eine helfende Hand zum Beispiel beim Aufstellen und Wegräumen der Stühle, können wir immer gebrauchen.
Und die zweite Ebene?
Was die Ebene der Nachwuchsmusiker angeht, sind wir gut aufgestellt. Unsere Jugendkonzerte sind zu einem Aushängeschild des Vereins geworden, das Niveau ist sehr hoch. Und wenn es dann immer mal wieder jemand an die Spitze schafft, wie gerade Elisabeth Überacker, dann freut das alle im Verein.
Welche Sorgen plagen die Musikfreunde?
Sorgen würde ich es nicht nennen. Aber es gibt sicher Themen, die uns umtreiben. Zum Beispiel die steigenden Unkosten, von der Saalmiete über die jährliche Wartung des Flügels bis zur Plakatwerbung. Und natürlich spüren wir den Konkurrenzdruck im Veranstaltungsbereich, auch wenn wir uns über all die Jahre dankenswerterweise ein treues Stammpublikum erspielt haben. Doch das Kulturangebot in der Region ist in den letzten 30 Jahren massiv gewachsen. Deshalb müssen auch wir uns in Zukunft darum bemühen, ein neues, jüngeres Publikum anzusprechen.
Wie kann das gelingen?
Ich glaube nicht, dass wir an unserem Konzept viel verändern müssen. Inhaltlich gehen wir ja schon jetzt immer wieder einmal neue Wege. Für uns geht es vielmehr darum, den Verein auch denen bekannt zu machen, die neu in die Region kommen und sich für Klassik und Kultur interessieren. Angesichts des großen Zuzugs gerade nach Mühldorf ist da sicher einiges an Potenzial vorhanden.