Als Straßenmusiker quer durch Europa tingeln

von Redaktion

In einer Woche geht‘s los: Dann beginnt für Felix Neumann das Abenteuer Europa. Fast ein Jahr will der Altmühldorfer mit seinem VW-Bus durch die Lande tingeln. Das Geld verdient er sich als Straßenmusiker.

Mühldorf – Die Gitarre ist schon an Bord. Klamotten und Geschirr fehlen noch – und natürlich die Lebensmittel für die ersten Tage. Aber sonst? „Ist alles im Plan.“ Monatelang hat Felix Neumann an seinem 30 Jahre alten VW-Bus herumgeschraubt, sich sein Ein-Zimmer-Appartement auf zehn Quadratmetern so funktional und gemütlich eingerichtet wie möglich. „Nur schweißen kann ich nicht. Aber für alles andere gibt es irgendwo im Internet eine Anleitung.“

Der Low-Budget-Umbau war schon einmal ein Vorgeschmack auf das, was die nächsten Monate auf ihn zukommt. Denn ein Luxusurlaub wird die Fahrt quer durch Europa sicher nicht. Eher schon ein Abenteuer. Das Geld, das er braucht, will sich Felix Neumann als Straßenmusiker verdienen.

Dass das funktionieren wird, daran hat der 23-Jährige keine Zweifel. „Tageweise habe ich immer wieder in Fußgängerzonen gespielt. Mal läuft es gut, dann kommen bis zu 100 Euro zusammen. Aber es gibt natürlich auch Tage, da gehst du mit 20 Euro heim.“ Im Repertoire hat Felix Neumann die Klassiker der Fußgängerzonen, Songs von Frank Sinatra, CCR bis Bob Dylan. „Was die Leute eben gerne hören und was gute Laune macht.“

Die gute Laune ist ihm anzusehen, auch wenn sich in die Vorfreude ein wenig Angst vor der Einsamkeit mischt. „Aber Leute kennen zu lernen, ist mir noch nie schwergefallen. Das wird schon.“ Zumal er ja fürs Erste ein Ziel vor Augen hat. „Ich habe Freunde in Barcelona. Das wird ein Fixpunkt meiner Reise sein.“ Wann er allerdings nach Katalonien kommt, ist offen. „Mal schauen, wie lange es dauert.“ Über Italien geht es erst einmal an die Côte d’Azur und dann immer an der Küste entlang bis Portugal. „Den Winter möchte ich auf alle Fälle auf der iberischen Halbinsel verbringen. Und Silvester würde ich am liebsten auf einem Felsen bei Gibraltar sitzen.“

Über Belgien, Holland und Dänemark geht die Reise dann weiter nach Schweden, Finnland und Norwegen. Und über das Baltikum wieder zurück in Richtung Heimat. „Wenn alles nach Plan verläuft, bin ich im August wieder da.“

Zum einen reizt ihn natürlich das Abenteuer, zum anderen der Gedanke, ein Jahr lang völlig ohne Druck zu leben. „Ich habe jetzt 16 Jahre Schule und Ausbildung hinter mir, arbeiten kann und werde ich noch genug.“ Jetzt sei einfach der perfekte Zeitpunkt. „Wer weiß schon, wann sich mir diese Chance wieder einmal bietet.“ Zuletzt hat der gelernte Kinderpfleger an der Berufsoberschule sein Abitur gemacht, der Beginn seines Studiums lässt sich problemlos um ein Jahr verschieben – auch wenn die Mama der Europa-Tournee als Straßenmusiker etwas mit gemischten Gefühlen gegenübersteht: „Sie macht sich natürlich ein paar Sorgen. Aber sie unterstützt mich auch, wo sie kann. Und außerdem bin ich ja nicht aus der Welt.“ Die Auslandskrankenversicherung ist ebenso abgeschlossen wie der Mitgliedsantrag beim ADAC. „Und wenn alle Stricke reißen, bin ich in ein paar Tagen auch wieder daheim. Ist ja nur Europa. Und nicht der Mond.“

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