Polling – Ausführlich informierte Ingenieur Michael Brodmann die Räte über den Stand der Planungen und die geschätzten Kosten für den Neubau der Kinderkrippe am Monhamer Weg. Das Resultat ließ aufhorchen: die Schätzung der Kosten liegt nämlich nicht mehr bei nur 950000, sondern mittlerweile bei 1392000 Euro. Eine Steigerung, die Bürgermeister Kronberger gleich zu Beginn zu einer Richtigstellung veranlasste. Es seien nicht Vorschriften, von denen eine Förderung abhängig sei, sondern lediglich Anregungen und Wünsche, die auf die Förderung keinen Einfluss hätten. Man könne jederzeit auf die Mindestanforderungen zurücksetzen.
Dennoch entwickelte sich eine rege Diskussion, in der Gemeinderat Ludwig Mollner (FW) monierte, dass man sich zwar gemäß dem Bürgerentscheid für den Standort in Polling und damit für einen Neubau entschieden habe. Von einer Luxusausführung sei jedoch nie die Rede gewesen. Brodmann machte deutlich, dass die Kosten lediglich eine Schätzung seien, auf Grundlage von Erfahrungswerten aus ähnlichen Projekten in der Region. Aufgrund der aktuellen Situation im Baugewerbe seien auch Zuschläge zwischen zehn und 20 Prozent berücksichtigt.
Laut seiner Aufstellung entfallen auf den Baukörper 642000 Euro, die technischen Anlagen kosten 258000 Euro, die Außenanlagen 149000 Euro, die Innenausstattung 51000 Euro. Ingenieurleistungen fallen geschätzte 275000 Euro an, die Erschließung wurde mit 17000 Euro kalkuliert. Die Einsparung bei einer Reduzierung der Fläche um 44 Quadratmeter bezifferte der Ingenieur auf Anfrage von Thomas Jobst (CSU) mit circa 130000 Euro.
Eine Summe, die bei Gemeinderat Willi Skudlik (FW) Unverständnis hervorrief. Er erinnerte daran, dass die Steigerung der Kosten um circa 450000 Euro gegenüber dem Erstentwurf mit der Steigerung um 56 Quadratmeter von 250 auf 306 Quadratmeter verbunden gewesen sei. Und jetzt würden 44 Quadratmeter Reduzierung lediglich 130000 Euro Einsparung ergeben? Dem entgegnete Brodmann, dass eine endgültige Aussage nur eine detaillierte Berechnung ergeben könne. Eine solche sei jedoch seitens der Gemeinde bis dato nicht angefordert worden.
Leonhard Schwarz regte an, sich in einer kleineren Runde Gedanken darüber zu machen, was der Rat umsetzen wil. Erst dann sollte der Rat entscheiden.
Gemeinderat Josef Mooshuber wiederum erklärte, dass sich die Bevölkerung für diesen Neubau entschieden habe – wenn auch beeinflusst durch „gefakte“ Zahlen, wie er es nannte. Doch diesem Votum habe der Gemeinderat nun auch Rechnung zu tragen: „Ich bin dafür, dass dies jetzt umgesetzt wird. Mir gefällt diese Planung“.
Thomas Jobst hingegen kritisierte erneut die Umstände, die seiner Meinung nach zur Entscheidung für den Standort Polling geführt hätten: „Da wurden Zahlen genannt, die einfach nicht stimmen“.
Schließlich wollte Bürgermeister Kronberger darüber abstimmen lassen, ob man dem Vorschlag von Schwarz zu einer weiteren Erörterung folgen sollte. Ergebnis: mit 8:9 Stimmen abgelehnt. Daraufhin rief er zur Abstimmung, ob gemäß dem Antrag von Alfred Wagner (CSU) der Ingenieur die aktuelle Planung konkretisieren und die Kosten berechnen solle. Ergebnis: ebenfalls abgelehnt mit 8:9 Stimmen.
Nun waren auch Geschäftsstellenleiter Georg Hartl und Bürgermeister Kronberger etwas überfordert. Eine erneute Abstimmung lehnte Mollner ab: „Wenn ihr ned zählen könnt, kann ich nix dafür“. Als ihn Bürgermeister Kronberger darauf hin zur Ordnung rief, eskalierte die Debatte. Es fielen Sätze wie „du bist jetzt stad, pass auf“ (Kronberger) oder „des Kasperltheater mach i nimma mid“ (Mollner). Letzterer verweigerte die Abstimmung, verbunden mit dem Angebot an den Bürgermeister: „Von mir aus meldet ihr mich dem Landratsamt“. Den Hinweis Kronbergers, dass er bei seiner Verweigerungshaltung die Sitzung verlassen müsse, folgte Mollner nicht.
Am Schluss behielt es sich Bürgermeister Kronberger vor, eine Entscheidung auf die nächste reguläre Sitzung zu setzen oder dafür eine eigene Sitzung einzuberufen. Denn irgendwann muss ja eine Entscheidung her, um das Verfahren voranzutreiben.