Mühldorf – Fast auf den Tag genau ein Jahr vor den Kommunalwahlen am 15. März 2020 hat der CSU-Ortsverband seine wichtigste Personalie gefällt: Dr. Marc Stegherr soll nach Jahrzehnten der CSU-Abstinenz die Bürgermeisterwahl in Mühldorf gewinnen. Der 50-jährige Dozent an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde bei der Jahreshauptversammlung der CSU im Restaurant Palermo einstimmig nominiert. 39 CSU-Mitglieder hatten ihre Stimme abgegeben, 35 davon waren gültig.
Der Beschluss für Stegherr als Kandidaten sei im Vorfeld von der CSU-Vorstandschaft und den CSU-Stadträten getroffen worden, teilte Ortsvorsitzender Florian Loserth mit. Stegherr sei „kein Verlegenheitskandidat, sondern ein echter Herausforderer“ im Kampf um das Bürgermeisteramt. Als nicht gebürtiger Mühldorfer könne er neue Gedanken in der Stadt einbringen, sagte Loserth.
Vor fünf Jahren nach Mühldorf zugezogen, sei er hier schnell heimisch und herzlich aufgenommen worden, weshalb er auch gerne politisch an der Zukunft der Stadt mitarbeiten wolle, sagte Stegherr bei seiner Vorstellung. Als Arbeitsschwerpunkte nannte er die bereits jetzt aktuellen Themen „Wohnraum“ und „Verkehr“.
„Es gilt nachzudenken über Alternativen, über die Suche nach geeigneten neuen Parkflächen, um den Stadtplatz zu entlasten, ihn vielleicht in naher Zukunft in eine Fußgängerzone umzuwandeln, wie das in so vielen anderen Städten auch geschehen ist. Man kann sicher auch über ein Parkhaus in Altstadtnähe nachdenken.“ Den Mittelstand bezeichnete Stegherr als Rückgrat der Wirtschaft, der sich der Konkurrenz von Online-Handel und großen Discountern auf der grünen Wiese zu stellen habe. Mit günstigen Rahmenbedingungen und einer Corporate Identity sollte die Lage der Geschäfte am Stadtplatz oder auch in der Bahnhofstraße verbessert werden. „Die Schaffung neuen Wohnraums, der sich in das Bild der Stadt fügt, aber auch die Landschaft nicht in kleine und kleinste Parzellen zerteilt, ist eine weitere Notwendigkeit, nicht nur wegen des anhaltenden Zuzugs, sondern auch vor dem Hintergrund der Entwicklung des Hochschulstandorts Mühldorf.“
Den Ausbau der Kinderbetreuung, den Bau eines Hallenbades sowie die Förderung der Vereine und des kirchlichen Lebens stellte der Kandidat als weitere kommunalpolitischen Ziele vor – Dinge, die über soziale Medien, Publikationen und Werbemaßnahmen noch stärker vermittelt werden müssten.
Als persönliche Anliegen nannte Stegherr den Ausbau des Hochschulstandortes Mühldorf sowie die Förderung der Regionalforschung, speziell im Hinblick auf die NS-Vergangenheit der Stadt. In der historisch überregionalen Stellung Mühldorfs sieht Stegherr auch die Möglichkeit, neben den bestehenden Städtepartnerschaften einen Brückenschlag in Richtung Tschechien zu vollziehen. „Hier spreche ich auch aus beruflichem und wissenschaftlichem Interesse, das ich mit Leidenschaft für Mühldorf einsetzen würde.“