Neumarkt-St. Veit – Taufe, Erstkommunion, Hochzeit und Bestattung: Das Coronavirus stellt alle kirchlichen Festlichkeiten im Pfarrverband von Neumarkt-St. Veit auf den Prüfstand. Wie gehen die Seelsorger mit dieser ungewohnten Situation um? Die Antworten liefert Dekan Franz Eisenmann.
Ausgangsbeschränkung in Bayern. Auch die Kirchen sind geschlossen, keine Gottesdienste, kein Religionsunterricht, keine Hausbesuche. Wie sieht der Tagesablauf eines Seelsorgers aktuell aus?
Derzeit sind wir Seelsorger vor allem im Pfarrhaus tätig, da die üblichen Angebote nicht stattfinden können. Wir hatten einiges zu organisieren, wie wir aktuelle Informationen an die Gläubigen weitergeben oder welche Ersatzangebote wir anbieten können. Daneben gab es auch viele besorgte Anrufe der Gläubigen, denen wir ein offenes Ohr bieten wollen. Wir Priester feiern nun privat eine Messe für all unsere Gläubigen. Und Bestattungen finden nun eben im engsten Familienkreis statt. Aber es ist nun mehr Zeit für Gespräche am Telefon.
Wie kreativ müssen Sie jetzt sein, um dennoch Seelsorger für Ihre Gläubigen zu sein?
Wir bieten nun Vorlagen für Hausgottesdienste am Sonntag an, die man auf unserer Homepage oder zum Mitnehmen in den Kirchen findet, damit die Leute auch zuhause beten können. Außerdem verweisen wir auf Gottesdienste, die man im Fernsehen oder Internet findet. Unsere Diözesen, aber auch die Pfarreien suchen derzeit auch Möglichkeiten, wie man Gottesdienste von uns online anbieten kann.
Wohin können sich die Gläubigen wenden, wenn sie der Seelsorge bedürfen?
Wenn die Gläubigen derzeit einen Seelsorger brauchen, können Sie sich natürlich per Telefon oder E-Mail an die Pfarrämter wenden. Jedes Pfarramt schaut derzeit, wie man eine regelmäßige Erreichbarkeit sicherstellen kann, gegebenenfalls auch durch Rückruf nach einer Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
Wie haben Sie sich nun zu verhalten, wenn Sie in seelsorgerlicher Hinsicht in persönlichen Kontakt mit älteren Menschen treten, die ja zur Risikogruppe zählen? Verunsichert Sie das?
Ich bin natürlich bemüht, die aktuellen Ratschläge umzusetzen und die Empfehlungen zum Schutz vor allem der Älteren zu erfüllen. Ansonsten verzichten wir darum derzeit weitgehend auf direkte Besuche vor allem bei älteren Menschen und halten den Kontakt per Telefon.
Aktuell gilt die Anordnung der Diözese, keine Gottesdienste zu halten, bis Palmsonntag. Glauben Sie wirklich daran, dass danach die Gotteshäuser geöffnet haben und Ostern wie geplant stattfinden kann?
So wie es derzeit aussieht, werden Gottesdienste wohl bis zum Sonntag nach Ostern abgesagt werden, da das Versammlungsverbot bis dahin gilt. Wir warten hierbei noch auf konkrete Anweisungen unserer Erzdiözese, die dann auch weitere Hinweise geben wird.
Sollten die Schließungen andauern: Welchen Plan B gibt es, um das höchste Fest der Christenheit zusammen mit den Gläubigen zu feiern? Gibt es dazu schon Ideen?
Es ist für viele Gläubige schmerzlich, und es war auch für mich bisher unvorstellbar, dass man diese großen Feiertage nicht gemeinsam feiern kann. Aber die Situation derzeit verlangt von uns neue Wege. Die Erzdiözese – und einzelne Pfarreien – sind dazu schon am Planen, wie man ein Mitfeiern zu Hause ermöglichen kann. Nähere Infos dazu wird es bald geben.
In einigen Pfarreien werden mittelfristig keine kirchlichen Trauungen durchgeführt. Wie sieht die Situation im Pfarrverband von Neumarkt-St. Veit aus?
Bei uns steht die nächste Trauung erst Mitte Mai an, zum Glück noch etwas weiter weg. Ob dieser Termin möglich sein wird, können wir derzeit noch nicht sagen. Das ergibt sich erst aus der aktuellen Entwicklung, und dann suchen wir mit dem Paar nach einer Lösung.
Was bedeutet die Pandemie für alle anderen Sakramente. Womit müssen Kommunionkinder und Firmlinge rechnen?
Bei uns im Pfarrverband sind die Erstkommunionfeiern ab Mitte Mai geplant. Nach derzeitigem Stand könnten sie stattfinden, und auch die Vorbereitung ist noch zu gestalten. Sollten sich die Sondermaßnahmen zur Pandemie aber weiter verlängern, müssen wir auch die Erstkommuniontermine verschieben. Dazu gibt es aber erst dann nähere Informationen, wenn es genauere Hinweise zu behördlichen Auflagen und Fristen gibt. Es wird aber auf alle Fälle würdige Feiern geben, wobei ich noch kein festes Datum nennen kann.
Beim Firmtermin im Juli hoffe ich, dass es dann keine Notwendigkeit zur Verschiebung mehr geben wird.
Wie verfahren Sie aktuell mit Taufen und Beerdigungen? Ich denke, besonders Beerdigungen lassen keinen Aufschub zu. Welche Verhaltensweisen sind gefordert, um den Angehörigen eine angemessene Bestattung eines lieben Verwandten zuzugestehen?
Taufen müssen wir derzeit – wie andere öffentliche Gottesdienste – verschieben, wobei wir derzeit noch keinen konkreten neuen Termin vereinbaren können. Zu Beerdigungen kam am Donnerstag eine aktuelle Verordnung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, nach der bei Todesfällen keinerlei Gottesdienste mehr möglich sind. Sie können aber natürlich auf später verschoben und nachgeholt werden. Aber eine Erdbestattung kann im engsten Familienkreis bei genauer Beachtung weiterer Auflagen nach wie vor erfolgen. Dieser Termin darf nicht öffentlich bekannt gemacht werden. Die Bestatter und die Pfarrämter werden dazu das Nähere und die Möglichkeit mit den Angehörigen jeweils besprechen.