Bayern und Italien zusammengebracht

von Redaktion

Jürgen von Roennebeck (73) an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben

Neumarkt-St. Veit – „Gute Reise, letzter wahrer Gentleman“, „Ich bin traurig, so traurig“. Diese und weitere ähnliche Beiträge sind derzeit in den sozialen Medien zu lesen. Sie gelten Jürgen von Roennebeck, der am vergangenen Mittwoch im Alter von 73 Jahren überraschend an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben ist. Das Schicksal wollte es so, dass er in Caneva, der Partnerstadt von Neumarkt- St. Veit, Ende November jäh aus dem Leben gerissen wurde. Er starb im Beisein seiner Familie im Krankenhaus Mühldorf.

Seine große
Liebe galt dem Süden

Die große Leidenschaft von Jürgen von Roennebeck galt Italien. Seit mehr als 30 Jahren waren der Ort Caneva und sein Haus in den Bergen in Lama di Carpen sein zweites Zuhause. Er war bei allen geschätzt für sein Talent, das bayerische Brauchtum mit der italienischen Lebensweise zu vereinen. Viele Feiern und Feste in Caneva hat er mitgestaltet. Vom Fasching auf der Piazza, dem Pagalosto, über Radtouren mit den „Meschios“, das Castello-Fest bis hin zur jährlichen Weihnachtsfeier mit bayerischem Christbaum für die Piazza und Adventskranz für die Kirche San Tomaso.

Auf seine Initiative hin fanden viele Begegnungen zwischen den beiden Partnerstädten statt. Dazu zählten Busreisen oder der Schüleraustausch, der Austausch zwischen den Vereinen, Radferntouren zwischen den beiden Städten, die Bierfeste, weihnachtliches Plätzchenbacken zwischen deutschen und italienischen Hausfrauen und vieles mehr.

Dank ihm wurde der Verein „Freundeskreis Caneva“ in Neumarkt-St. Veit und in Caneva der Partnerverein „gli Amici di Neumarkt“ gegründet, um alle Initiativen umzusetzen und zu fördern.

Er selbst war Mitglied in vielen Vereinen wie Procastello, Alpini oder Meschio. Auf keinem der jährlichen Gruppenfotos seines Lieblingsvereins, des Radfahrvereins Meschio, fehlte er. Selbst wenn er eigens wegen eines Fototermins die rund 500 Kilometer nach Caneva gereist ist. Unterstützung und Verständnis für seine Fahrten in das italienische Caneva fand er bei seiner Frau Rosina von Roennebeck, die ihn so oft es möglich war, begleitete.

Vor nicht einmal vier Wochen hatte er sich seinen großen Traum erfüllt und ein kleines Bauernhaus, nur einen Steinwurf von der Piazza in Caneva entfernt, gekauft, um so zu Fuß zu den täglichen Treffen mit Freunden auf ein Glas Rotwein zu kommen.

Geboren wurde Jürgen von Roennebeck in Altötting. Er wuchs als Sohn von Carl Ernst und Ursula von Roennebeck in Töging und Mühldorf auf. Nach seiner Schulzeit am Gymnasium Mühldorf hatte er eine Ausbildung in den Vereinigten Aluminium Werken in Töging zum Einzelhandelskaufmann absolviert.

In den folgenden Jahren war er für die Sportfirmen Klepper, Rossignol, Look und Nike in ganz Deutschland unterwegs. Zeitlebens war er gerne und viel unterwegs, beruflich wie privat. Autofahren war für ihn keine Pflicht, sondern Hobby.

Seinen Lebensmittelpunkt hatte er seit der Hochzeit mit seiner Ehefrau Rosina in Neumarkt-St. Veit. So konnte er im Beisein seiner Familie und vielen Freunden am 14. Februar 2020 die goldene Hochzeit feiern.

Die Töchter Felicitas, Constance und Victoria sowie seine sieben Enkel waren sein ganzer Stolz. „Mit Jürgen von Roennebeck verliert die Stadt Neumarkt-Sankt Veit einen der größten und auch fleißigsten Freunde unserer Städtepartnerschaft mit der Comune Caneva in Italien“, bedauert Bürgermeister Erwin Baumgartner. Er erinnert an die insgesamt 16 Weihnachtsbäume, die Jürgen von Roennebeck jährlich von Neumarkt-Sankt Veit nach Caneva gefahren hat. Für ihn unvergessen war besonders die riesengroße Tanne im November 2018, „bei deren Entzündung durch den Bürgermeister von Caneva, Andrea Gava, ich die Ehre hatte, auch dabei sein zu dürfen“.

Städtepartnerschaft
mit Leben erfüllt

Er war auch einer der führenden Personen des Freundeskreises Caneva. „Wir wünschen den Angehörigen viel Kraft, es war vermutlich so vorbestimmt, dass ausgerechnet in seiner zweiten Heimat Caneva das Schicksal seinen Lauf genommen hat“, so Bürgermeister Baumgartner.

Der Kreisverband der Europa Union Mühldorf würdigt Roennebeck, der beispielhaft für den europäischen Geist stand. Er habe Europa vorgelebt, nicht in großen Gesten, sondern durch seinen Einsatz im „Kleinen“ in der italienischen Partnergemeinde Caneva, die die Europa Union dank seines Engagements bei einer Bildungsreise 2019 hautnah kennenlernte, erinnert sich der Kreisvorsitzende Walter Göbl.

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