Mühldorf/Ampfing/Rechtmehring – Sie hat mit ihren 92 Jahren schon viel erlebt: die Rechtmehringerin Elisabeth Schwab. Die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg, Hunger und Wiederaufbau, die gesellschaftlichen Umschwünge der 1960er und 70er-Jahre, das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung. Und eben jetzt Corona. Dass sie gestern die Erste sein würde, die im Impfzentrum Mühldorf gegen das Virus geimpft wurde, damit hat sie wohl kaum gerechnet.
1000 Menschen bis Jahresende
Schwab war eine von 100, die am ersten Tag ihre Impfung erhielten. In Mühldorf und im Seniorenheim Kursana in Ampfing waren Ärzte und medizinisches Personal am Sonntag unterwegs. Bereits am Vormittag startete die Aktion durch die mobilen Impfteams von DLRG und Malteser im Pflegeheim Kursana, wo Pflegedirektorin Diana Müller-Renner und die 87-jährige Bewohnerin Agnes Brunner als erste den Stich im Oberarm spürten. 300 sollen in den nächsten Wochen an jedem Tag folgen, allein 1000 bis zum Ende des Jahres, heißt es aus dem Landratsamt. Die nächsten Impfstofflieferungen sollen im Laufe der Woche erfolgen.
Da anfangs nicht genügend Impfstoff für alle zur Verfügung steht, sind zuerst Bewohner und Mitarbeiter in Alten- und Seniorenpflegeeinrichtungen dran, ambulante Pflegedienstmitarbeiter, Menschen über 80 Jahre und besonders betroffene Mitarbeiter in den Krankenhäusern. Inzwischen seien alle 7100 Personen über 80 Jahren im Landkreis angeschrieben und auf die Möglichkeit einer Impfung hingewiesen worden.
Die etwa 1400 Menschen, die in einem Alten- oder Seniorenheim leben und die knapp 930 Pflegekräfte müssen sich nicht melden. Sie werden durch ihre Einrichtungen über das weitere Vorgehen informiert.
Landrat Max Heimerl freute sich über den Impfstart und bezeichnete diesen als einen wichtigen Schritt hin zur Normalität. „Trotzdem müssen wir noch weiter geduldig und diszipliniert bleiben, weil es noch mehrere Monate dauern wird, bis wir die nötige Gesamtzahl an Impfungen erreicht haben“, so Landrat Heimerl.
Unter der Telefonnummer 08631/186090 können sich alte Menschen im Impfzentrum melden und einen Termin vereinbaren. Die Pflegeeinrichtungen bereiten sich derzeit auf die Impfungen vor und holen bei Bedarf Einverständniserklärungen der gesetzlichen Betreuer ein. Die Hausärzte übernehmen in diesen Fällen die Impfaufklärung. Die Impfung selbst wird dann in der Pflegeeinrichtung von einem mobilen Impfteam, ggf. in Zusammenarbeit mit den dort tätigen Hausärzten, übernommen.
Anmeldung nur für Berechtigte
Das Landratsamt weist darauf hin, dass die telefonische Terminvereinbarung im Impfzentrum derzeit ausschließlich von Menschen über 80 Jahren oder Pflegedienstmitarbeitern in Anspruch genommen werden soll. Die Staatsregierung hatte zuletzt angekündigt, dass alle anderen informiert würden, sobald die Risikogruppen geimpft seien.