Haag – Die Haager Feuerschützen (FSG) führen heuer wieder ein Sonnwendschießen durch. Es wird im Schützenhaus an der Wasserburger Straße von heute, Donnerstag, bis Sonntag, 27. Juni, ausgetragen. Zugelassen sind nur historische Waffen oder originalgetreue Nachbauten.
Jetzt schlagen die Herzen der Liebhaber des traditionellen Schießens wieder höher. Sie treten in Schützenkleidung mit Hut an den Stand. „Das ist Ehrensache“, so Schützenmeister Helmut Wagner. Dann holen sie aus ihren Koffern die wertvollen originalen Stutzen mit geschnitzten Schäften, Diopter, den Kügelchen und Zündhütchen. Die neueren Modelle ab Baujahr 1945 sind verboten, gelten nur für das moderne Zimmerstutzen-Match, zu dem man auch die Schießjacke tragen darf. Am Stand selber steigen die Pulverwolken auf und bringen den unverkennbaren Geruch. Unterschiede der historischen Gewehre gibt es mit dem Stiegele-System, dem Löffellader und dem Blockverschluss, was für den modernen Sportschützen unbekannte Dimensionen sind.
So werden Schützen in moderner Schießsportkleidung abgewiesen. Vorgeschrieben nach historischem Vorbild ist sogar die Visierung über Diopter oder Visier mit Korn. Das einzige Zugeständnis an die moderne Technik lautet: „Schießbrillen ohne Seitenblenden sind gestattet.“ Schießzeiten sind am Donnerstag und Freitag von 19 bis 22 Uhr, am Samstag von 14 bis 22 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr.
Die Siegerehrung wird am letzten Schießtag, Sonntag, 27. Juni, um 18 Uhr abgehalten. Dann steht der Sieger der Sonnwendscheibe fest. Glückliche Gewinner erhalten eine von 15 Hutnadeln. Für die „Adlerwertung“ nach Blattl und Ringen winken „nahrhafte Sachpreise“. Die Disziplin mit Hilfsmitteln wird gesondert gewertet. Es darf auch mit Leihwaffen geschossen werden.
Der einstige Abteilungsleiter und Mitbegründer Hugo Kammerer umschrieb die Faszination so: „Da ist Schießniveau drin, weil es auch a bisserl kracht.“ Mit Schützenmeister Helmut Wagner, der inzwischen eine kleine historische Zimmerstutzensammlung besitzt und auch auf überregionalen Ausscheidungen mit der Originalwaffe antritt, mit Hans Kellermann und Josef Buschek hatte Kammerer 1983 das Zimmerstutzenschießen in Haag wieder aufleben lassen. Die Haager Feuerschützen hatten nämlich schon im Jahr 1897 eine „Jungzimmerstutzengesellschaft“ gegründet. An diese Tradition galt es wieder anzuknüpfen.
Heute scheint es schwierig, das historische Erbe an die Jugend weiterzuvermitteln, doch mit dieser Veranstaltung könnte ein Weckruf gelingen, so hoffen die Verantwortlichen, die mit ihrer Leidenschaft für die Tradition ein gutes Beispiel geben wollen.xy