Die Hagelkörner haben auch an zahlreichen Rollläden ihre Spuren hinterlassen. Foto Stuffer
Mühldorf/Waldkraiburg – Überflutete Straßen, zerbrochene Fensterscheiben und umgestürzte Bäume – die Schäden nach dem Hagelsturm sind enorm. Am Tag danach ging es ans Aufräumen. Auch die Regulierung der Schäden wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Die Hagelkörner haben Hinweisschilder beschädigt, Putz von den Hauswänden abplatzen lassen und Löcher an Fassaden verursacht. Blumen und Pflanzen in den Gärten sind abgeknickt. Die Landwirtschaft ist in Mitleidenschaft gezogen worden, zahlreiche Getreide- und Maisfelder sind zerstört. Vielen Hobbygärtnern blieb am nächsten Tag nichts anderes übrig, als die Reste ihrer Gemüseernte einzusammeln.
Nach dem Sturm türmten sich überall die Hagelkörner, gleichzeitig verursachte der Starkregen überflutete Straßen und Unterführungen sowie vollgelaufene Keller. Am Mühldorfer Stadtberg rauschte eine Flutwelle hinab, die sich etwa kniehoch am Katharinenplatz sammelte.
Wassermassen
im Lokal
Daniele Palazzo, Inhaber der dortigen Pescheria, verzweifelte an den Wassermassen, die sich ihren Weg durch das Lokal bahnten. „Jedes Fahrzeug am Stadtberg erzeugte eine Welle, immer wieder kehrten wir Wasser nach draußen“, klagt der Inhaber. An eine Bewirtung war an diesem Tag nicht zu denken. Die Gäste allerdings, die reserviert hatten, kamen stattdessen mit Pumpen und Sauggeräten und halfen beim Aufräumen. Am Mittwochabend konnte er das Lokal schon wieder eröffnen.
Auto- und Gebäudeversicherer haben in den nächsten Tagen viel zu tun. Am Tag nach dem Unwetter standen bei den Versicherungsagenturen die Telefone nicht still. „Jedes Auto, das draußen gestanden ist, hat einen Hagelschaden“, sagt Armin Ring, Agentur-Inhaber der Allianz in Mühldorf. Hagelschäden sind über Gebäudeversicherungen beziehungsweise Teilkaskoversicherungen abgedeckt. Bei Schäden durch Überschwemmungen greift eine Elementarversicherung.
Die Schäden an Fahrzeugen bestätigt auch Stephan Englmaier, Versicherungskaufmann bei der Allfinanz. „Da wird es eine Sammelbegutachtung geben, um alle beschädigten Fahrzeuge zu erfassen.“ Allein bei der Firma Toyota Haslbeck hat der Hagel knapp 200 Fahrzeuge beschädigt, sagt Geschäftsführerin Brigitte Haslbeck. Der Schaden betrage wohl bis zu einer halben Million Euro, schätzt sie.
Der Wanklbach in Kraiburg wurde zum reißenden Fluss, über Treppen und Straßen riss der viele Regen Hagelkörner und Schlamm mit sich, der dann in Häuser geschwemmt wurde. Eigentlich war in Kraiburg eine Gemeinderatssitzung angesetzt. Doch die fiel buchstäblich ins Wasser.
Historisches
Rathaus betroffen
Andreas Mittermeier vom Bauamt und der Taufkirchener Bürgermeister Alfons Mittermaier hatten Alarm geschlagen: Der Hagelschauer war so heftig, dass man kaum noch die Tür zum Innenhof des historischen Rathauses in Kraiburg aufbekommen habe. Auf der Westseite hatte der Hagel im ersten Stock des Gebäudes, das Sitz der Verwaltungsgemeinschaft ist, sieben Fenster zerschossen. „Die neuen Fenster haben gehalten, die alten nicht. Zum Glück haben wir einen Schreiner in unseren Reihen“, sagte Bürgermeisterin Petra Jackl. Noch am Abend konnten die Öffnungen mit Brettern zugemacht werden. In der benachbarten Pfarrkirche wurden mehrere Fenster schwer beschädigt. Im Restaurant Hardthaus stürzte das Wasser von oben in das Gebäude.
Auch Tiere kamen zu Schaden: In vielen Gärten lagen Vögel tot am Boden. In Kraiburg wurden vier Entenküken zu Waisen, nachdem ihre Mutter vom Hagel tödlich getroffen wurde. Dank der Hilfe vom Tierheim Waldkraiburg wurden die Küken gerettet und sind nun bei Gottbrechts Gnadenhof untergebracht.
Rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte Josefine (10) aus Mühldorf ihre sieben Hühner. Sie hatte clever reagiert: Als sie den Hagelschauer bemerkte, stülpte sie sich den Vespa-Helm ihrer Mutter über den Kopf, bevor sie die Tiere in den Stall trieb.
Weitere Infos und Videos zum Unwetter finden Sie im Internet unter www.ovb-online.de