Verhalten nach dem Unwetter

Millionenschaden durch Unwetter

von Redaktion

Hagel bringt Überflutungen – Inn-Klinikum muss Patienten verlegen

Mühldorf – Es waren nicht einmal 15 Minuten, doch der Schaden im Landkreis Mühldorf dürfte in die Millionen gehen: Eine sogenannte Superzelle entlud sich am Dienstagabend in einem Streifen quer über den Landkreis. Von Jettenbach über Kraiburg und Mühldorf bis nach Töging fielen kurz nach 17 Uhr taubeneigroße Hagelkörner vom Himmel und schlugen eine Schneise der Verwüstung. Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste, überflutete Keller und Unterführungen, eingedellte Autos und zerborstene Dachfenster werden die Versicherungen in den nächsten Tagen beschäftigen.

158 Einsätze am Dienstagabend

Das Unwetter hat die Feuerwehren von Rechtmehring bis Polling gefordert, wie Kreisbrandrat Harald Lechertshuber in einer ersten Bilanz mitteilt. Er nennt insgesamt 158 Einsätze für die Feuerwehren. „Besonders betroffen waren die Städte Mühldorf mit 66 und Waldkraiburg mit 56 Einsätzen. 287 Feuerwehrleute waren stundenlang im Einsatz“, erklärt er.

„Wir waren mit 40 Männern und Frauen von 17.30 bis 24 Uhr im Einsatz und hatten das volle Programm zu bewältigen“, fasst Mühldorfs Feuerwehrkommandant Martin Strasser zusammen. „Vollgelaufene Tiefgaragen, umgestürzte Bäume, umfangreiche Arbeiten in privaten Kellern sowie nicht mehr funktionierende Brandmelder forderten die Einsatzkräfte.“

In der Oberhofener Straße in Richtung Mößling brachen schwere Äste ab, einer davon begrub einen Kombi unter sich. Unterstützt wurden die Floriansjünger vom Technischen Hilfswerk Mühldorf, das auch zum Kino gerufen wurde, nachdem Wassermassen vom Dach des „Hollywood am Inn“ gestürzt waren. Dort gab es aber schnell Entwarnung.

„Ich habe so ein Unwetter über Waldkraiburg noch nicht erlebt“, sagt Feuerwehr-Kommandant Bernhard Vietze, der seit vier Jahrzehnten aktiv ist. Bis kurz vor Mitternacht waren mehr als 40 Waldkraiburger Feuerwehrleute im Einsatz und wurden von Einheiten aus Ebing, Pürten, St. Erasmus, Kraiburg, Aschau, Elsbeth und Haag unterstützt. Hauptsächlich rückte die Wehr aus, um Keller auszupumpen, Gullys frei zu machen und vereinzelt auch Bäume zu entfernen. Unwetterbedingt führte ein bei Taufkirchen, zwischen Englhausen und Pietenberg, über die Staatsstraße 2091 gestürzter Baum zur vorübergehenden Sperrung der Fahrbahn.

Alle Hände voll zu tun hatten auch die Einsatzkräfte der Wasserwacht Töging-Winhöring und der DLRG. Die Suche nach zwei treibenden Rehen im Innkanal verlief ergebnislos. Bei Pürten brachen etwa eine Stunde nach dem Hagel acht Rinder aus, die dann am Innkanal entlang Richtung Rausching marschierten. Als die Tiere versuchten, die steile Beton-Böschung wieder hochzugehen, rutschte eines der Tiere aus und fiel in den Innkanal. Eine zweite Kuh schubste ihre Genossin ins Wasser, als sie sich auf dem schmalen Betonabsatz versuchte umzudrehen. „Wir konnten zunächst nur hilflos zuschauen“, sagt Landwirt Martin Brunnhuber, bei dem die Tiere eingestellt sind. Beide Rinder wurden mit Booten der Wasserwachten Töging und Waldkraiburg gesichert und an den Bootseinsetzstellen in Ecksberg und Mühldorf herausgeholt.

Die restlichen sechs Tiere wurden von der Feuerwehr und dem Besitzer eingefangen. Wieso die Tiere nach dem Unwetter aufgeschreckt sind, dafür hat Brunnhuber keine Erklärung. Den Tieren gehe es soweit gut. „Sie waren erschöpft.“

Wassereinbrüche
und Stromausfälle

Auch das Inn-Klinikum Mühldorf war vom Unwetter betroffen. Wie Verwaltungsleiter Stefan Blanke berichtet, konnten die Abflüsse im Dachgarten der Klinik das viele Wasser nicht mehr aufnehmen und es bahnte sich seinen Weg durch das Gebäude und sorgte teilweise für Wassereinbrüche und Stromausfälle. Betroffen war der sogenannte „Bauteil 1“, der unter anderem die Schlaganfall-Einheit sowie die urologische und internistische Abteilung beherbergt.

Etwa 90 Patienten wurden von den Klinikbeschäftigten in andere Bereiche des Hauses verlegt. Jetzt werden erst einmal alle Schäden behoben. Eine Beeinträchtigung der Patientenversorgung sei nicht zu befürchten, teilt das Klinikum mit.

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