Rosenheim – Nach 18 Jahren als Leiter des Rosenheimer Wasserwirtschaftsamtes geht Paul Geisenhofer in den Ruhestand. Mit ihm geht nicht nur ein Experte für Wasser, sondern auch für Bauleitplanungen und Krisensituationen. Der neue Chef der Behörde ist Dr. Tobias Hafner.
Wenn man fast zwei Jahrzehnte lang an der Spitze eines Amtes steht, erlebt man viel. Niemand weiß das besser als Paul Geisenhofer. Er, jetzt offiziell ehemaliger Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, hätte auf seiner Abschiedsfeier am Flussufer beim Innmuseum in Rosenheim viel erzählen können.
Erinnerung an
Katastrophe 2013
Geisenhofer, der unter Kollegen und Vorgesetzten für seine Erfahrung und sein Fachwissen bekannt war, entschied sich dann doch dafür, nur ein paar wenige, wenn auch große Ereignisse Revue passieren zu lassen. Zum Beispiel das Hochwasser 2013. „Ein dramatisches Erlebnis“, sagte Geisenhofer. Er erinnere sich gut an die Tage und Nächte, die er und seine Mitarbeiter durchgearbeitet hätten. Und auch an die Millionen von Euro, die das Amt nach der Katastrophe für Sofortmaßnahmen aufgewendet hätte.
Mehr Freude hat ihm das Großprojekt „Hochwasserschutz Mangfalltal“ bereitet. „Das war eine tolle Aufgabe.“ Im Rahmen des Projekts ist das Hochwasserrückhaltebecken Feldolling in Feldkirchen-Westerham entstanden. Das Becken kann insgesamt über sechseinhalb Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten und damit extreme Hochwasserereignisse entschärfen. Dass es dafür so viel Akzeptanz von Bürgern gab und außerdem ökologische Maßnahmen mit dem Bau vereint werden konnten, habe ihn besonders stolz gemacht.
Bei allen Erfolgen –die Herausforderungen für die Zukunft blieben, sagte er. Und die kommen jetzt auf seinen Nachfolger, Dr. Tobias Hafner, zu. Hafner hat am Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der Technischen Universität (TU) München und im Wasserwirtschaftsamt Deggendorf gearbeitet. Später wechselte er ins Bayerische Umweltministerium und beschäftigte sich mit Hochwasserschutz im Alpenraum sowie mit Hochwasserrisikomanagement.
Handlungsbedarf sieht Hafner bei vielen kleinen Wildbächen im Landkreis, zum Beispiel dem Steinbach in Nußdorf. Dort müsse mehr am Hochwasserschutz gearbeitet werden – gerade im Angesicht des Klimawandels und Wetterextremen.
Aber auch die Renaturierung von Gewässern und deren Umgebung soll weiterhin ein wichtiges Thema bleiben. Renaturierung bedeutet, dass Ökosysteme und Naturräume, die durch Menschen zerstört oder beeinträchtigt wurden, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Zum Beispiel können Ufer abgeflacht und neu gestaltet oder auch Strömungslenker wie Wurzelstöcke im Fluss installiert werden.
Bei solchen Maßnahmen sieht Hafner nicht nur den Nutzen für die Gewässer selbst, sondern auch für die Menschen. „Gerade während der Corona-Pandemie hat man gesehen, wie wichtig es für die Menschen ist, sich in der Natur aufzuhalten“, sagt er.
Aber nicht nur Projekte und Maßnahmen Geisenhofers werden in Erinnerung bleiben, sondern vor allem sein Weitblick. Er war jemand, der nicht erst über Lösungen nachdachte, wenn das nächste Hochwasser schon in die Keller der Rosenheimer lief. Im Gegenteil. Geisenhofer drängte schon bei Bauleitplanungen auf Maßnahmen für Hochwasserschutz und darauf, die Bauten wassersensibel zu errichten.
Diese Eigenschaft lobten sowohl Rosenheims Landrat Otto Lederer als auch Professor Dr. Martin Grambow vom bayerischen Umweltministerium. „Viele Ideen wurden hier in Rosenheim geboren“, betonte er. Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim habe damit Maßstäbe für ganz Bayern gesetzt.
Expertise der Behörde
wichtig für Region
Lob gab es auch vom neuen Amtschef. „Rosenheim hat bisher einen guten Job gemacht“, sagte Dr. Tobias Hafner. Nach Angaben des Amts sind in den vergangenen 18 Jahren mehr als 250 Millionen Euro für Gewässer- und Hochwasserschutz aufgewendet worden. Weitere Millionen werden folgen.
Da war sich auch Oberbayerns Regierungspräsidentin Maria Els sicher, die das Amt offiziell an Hafner übergab. Els betonte, wie wichtig die Expertise des Wasserwirtschaftsamtes im Ballungsraum Rosenheim sei – gerade in Anbetracht von Hochwasser-Katastrophen wie im Berchtesgadener Land.