Waldkraiburg – Als er Ende der 1960er-Jahre gegründet wurde, war der Krankenpflegeverein Waldkraiburg die zeitgemäße Antwort auf ein drängendes soziales Problem. Jetzt wird der Verein, der die Sozial- und Pflegearbeit in Stadt und Dekanat mit mehr als einer halben Million Euro unterstützt hat, liquidiert. Es fehlt an Mitgliedern und an Geld.
Schon seit einigen Jahren ist der Krankenpflegeverein selbst im Krankenstand. Immer wieder war in den vergangenen Jahren deshalb die Auflösung der Waldkraiburger Institution im Gespräch, die zu ihren besten Zeiten weit über 2000 Mitglieder hatte. Vor allem nach der Einrichtung einer Kurzzeitpflegestation als Modellmaßnahme.
Mittlerweile ist der Verein laut Siegfried Klika, Altbürgermeister und Kassier des Krankenpflegevereins, auf knapp 100 Mitglieder geschmolzen. Entsprechend seien auch die Einnahmen geschrumpft, auf zuletzt rund 2000 Euro im Jahr. „Es war abzusehen, dass der Verein auf Dauer seinen Zweck nicht mehr erfüllen kann“, so Klika, der vor seiner Zeit als Bürgermeister viele Jahre die Caritas-Sozialstation in Waldkraiburg leitete.
Wäre Corona nicht dazwischen gekommen, wäre der Verein wohl schon früher aufgelöst worden. In diesem Sommer ist es soweit. Weil eine Präsenzversammlung erneut nicht möglich war, haben die Mitglieder in schriftlicher Form mit großer Mehrheit das Ende der Vereinstätigkeit beschlossen. Mit fast 92 Prozent der abgegebenen Stimmen wurde die erforderliche Zwei-Drittelmehrheit erreicht. Nur drei Mitglieder stimmten gegen die Auflösung.
Wie Klika weiter mitteilt, hat der Verein aus dem verbliebenen Vermögen noch einmal zwei Großspenden ausgereicht. Mit 15000 Euro wird das Projekt des Caritas-Kreisverbands „Leben im Alter“ unterstützt. 10000 gehen an die Caritas-Sozialstation, weil sie wieder vor Ort in Waldkraiburg mit Verwaltungs- und Pflegekräften besetzt ist. Damit hat der Verein in den 52 Jahren seines Bestehens rund 600000 Euro für soziale Projekte zur Verfügung gestellt.
Mit der Auflösung zum 31. August ist der Verein beim Registergericht zur Liquidationsfrist angemeldet. Innerhalb des nächsten Jahres können Gläubiger noch Ansprüche anmelden. Dann wird das restliche Vermögen entsprechend der Satzung der Kirchenstiftung Christkönig zur Förderung der Kranken- und Familienpflege oder sonstiger sozialer Zwecke überlassen. „Etwa 5000 bis 6000 Euro werden wohl übrig bleiben“, sagt Klika.
Der Niedergang des Krankenpflegevereins geht mit den umfassenden Änderungen im Pflegebereich einher, der in den letzten Jahrzehnten völlig neu organisiert und finanziert wird.hg