Das mit Zäunen ist so eine Sache. Wer Hausherr ist, möchte natürlich am liebsten selbst darüber entscheiden, wie er sein Grundstück einfriedet, wie es so schön heißt. Doch spätestens jetzt könnte der Ärger mit dem Nachbarn losgehen. Wie gut, dass es da Bebauungspläne gibt, die genau solche Dinge regeln. Dass es eben keinen Streit gibt, weil der Zaun zu hoch oder zu massiv ist.
Doch was hilft der beste Bebauungsplan, wenn ihn keiner liest und sich gleichzeitig auch niemand daran stört, dass anders gebaut wird. Irgendwann fragt auch keiner mehr, denn: Wenn es beim Nachbarn erlaubt ist, dann doch wohl auch im eigenen Garten.
Und so kam es, dass sich in Niederndorf unter die ein Meter hohen naturfarbenen Staketenzäune ohne Sockel immer mehr Maschendraht- und Metallzäune gemischt haben, Mauern und Gabionenwände den Blick über den Zaun gar nicht mehr möglich machen. Ein buntes Zaun-Allerlei, was die Stadt ja eigentlich nicht wollte.
Aber dort hat man jahrelang beide Augen zugedrückt. Nicht nur in Niederndorf. Stadtrat Ulli Maier (UWG) sagt selbst, dass sein Zaun nicht ganz kompatibel ist mit dem Bebauungsplan. Und viele Anwohner würden es ähnlich halten. „Es kontrolliert keiner.“
Wenn es schon Regeln gibt, dann sollte man auch ein Auge drauf haben. Ansonsten darf man sich nicht wundern, wenn der Wildwuchs immer wilder wird und die Zäune immer höher. Und man irgendwann nur noch sehr wenig dagegen unternehmen kann.
Andererseits muss eine Kommune flexibel bleiben. Bebauungspläne bestehen über Jahre, die Architektur ändert sich aber. Der gute alte Jägerzaun mag noch nicht endgültig ausgedient haben, aber zu einem modernen Neubau passt er halt nur bedingt.
Der Zaun soll nicht nur abgrenzen, er soll auch Privatsphäre bieten. Der Wunsch ist verständlich. Aber er darf nicht so weit gehen, dass sich die Menschen in ihren Grundstücken regelrecht abkapseln von der Nachbarschaft. Dass ein soziales Miteinander zum Nachbarn nur noch übers Telefon funktionieren kann. Da sollte die Stadt auf jeden Fall ein Auge drauf haben.