Mühldorf – Heimische Händler reagieren mit Verständnis auf die 2G-Regel in Geschäften, die ab Mittwoch gilt. Zugleich fürchten sie Umsatzeinbußen und eine Bevorzugung bestimmter Läden. Michael Hell führt zwei große Kaufhäuser am Mühldorfer Stadtplatz und in Ampfing. Er nimmt kein Blatt vor den Mund: „Es ist blöd, absoluter Mist – aber einfach so weitermachen geht auch nicht.“ Obwohl die 2G-Regel für die Händler neu ist, kann er abschätzen, was die Einschränkung bedeutet: „Aus Baden-Württemberg wissen wir, dass es um 25 Prozent schlechter läuft als im Vorjahr.“
Alles besser als
zuzusperren
2020 durften die Geschäfte bis zum 16. Dezember offenbleiben, danach gab es einen Corona-Lockdown mit kompletter Schließung. Die will Hell nicht: „Es ist alles besser als zuzusperren.“ Deshalb nennt er die Vorschrift, dass nur Geimpfte und Genesene in die Geschäfte dürfen, den „richtigen Weg: Jetzt sterben die Leute, jetzt sind die Kliniken voll.“
Hell will – wie andere Händler auch – die Kontrollen durch die eigenen Mitarbeiter durchführen lassen. Christian Göttlinger, der in Neumarkt-St. Veit ein Lederwarengeschäft betreibt, erklärt, warum. „Es wird durch 2G ohnehin keinen unbeschwerten Einkauf geben, durch die Kontrollen wird eine Hemmschwelle aufgebaut.“
Trotzdem wollen die Händler ihre Kunden freundlich begrüßen. „Das geht mit unseren Mitarbeitern natürlich besser, als wenn ein schwarz gekleideter Sicherheitsmann da steht.“
Kritik gibt es auch heuer an Regelungen, die die Händler als ungerecht empfinden. So hält Hell Bekleidung für eine Ware des täglichen Bedarfs. Andere weisen auf Konkurrenzsituationen hin, auf die sie nicht reagieren können. Diese Frage war schon im vergangenen Jahr Thema und trifft im Landkreis vor allem Supermärkte wie den Globus, die neben Lebensmitteln auch Haushaltswaren, Bekleidung oder Spielwaren anbieten.
Verzerrung des
Wettbewerbs
Anfangs blieb die entsprechende Abteilung in dem Supermarkt offen, später musste der Globus sie auf Anordnung des Landratsamts schließen. Der Neumarkter Göttlinger sagt: „Es ist eine Wettbewerbsverzerrung, wenn Großmärkte wieder alles verkaufen dürfen.“ Geschäftsleute hoffen deshalb, dass es in diesem Bereich in den nächsten Wochen eine Gleichbehandlung geben wird. Eine Anfrage dazu beim Landratsamt blieb gestern unbeantwortet. Da die konkreten gesetzlichen Ausführungen dazu noch nicht vorlägen, könne die Behörde nach Angaben einer Sprecherin erst am Montag Auskunft geben.