Kraiburg – Schon William Shakespeare sagte: „Die ganze Welt ist ein Theater.“ Einer der Leitsprüche der Kraiburger Theatergruppe Remise. Als 1985 Pfarrer Josef Hamberger Darsteller für die Aufführung eines historischen Stücks suchte, war die Idee des Theaters in Kraiburg geboren. Seit mehr als 36 Jahren hauchen die Schauspieler spannenden Geschichten Leben ein.
Corona bremst den
Bühnennachwuchs
Von Anfang an aktiv mit dabei: Alois und Diana Fürstenberger. Ihre Tochter Ramona bekam das Schauspiel in die Wiege gelegt und steht selbst schon seit ihrer frühesten Jugend auf der Bühne. „1997 haben wir auf dem Schlossberg in Kraiburg das Stück ‚Ludwig der Bayer – die Nacht vor der Schlacht‘ aufgeführt. Ein sehr anspruchsvolles Stück, das großen Spaß gemacht hat und beim Publikum richtig toll ankam“, erinnert sich Alois Fürstenberger, der auch Vorsitzender des Vereins ist.
Die Vereinsmitglieder kommen aus dem ganzen Landkreis. Aktuell sind es 30, wobei sie sich wünschen würden, dass sich die Jugend wieder mehr für das Schauspiel begeistert. Aber auch männliche Mitwirkende sind beim Theater Mangelware. Schließlich ist das Schauspiel nicht nur Frauensache.
Es gab Zeiten, da waren bis zu 15 Jugendliche im Verein. Aktuell ist niemand unter 18. Ein Grund für den Nachwuchsmangel dürfte auch Corona sein. „Wir haben unsere Treffen während des Kontaktverbots online über Zoom gemacht. Für die jungen Leute ist das zusätzlich Stress, wenn sie den ganzen Tag Homeschooling machen müssen und danach auch noch für ihr Hobby vor den Computer müssen“, sagt Ramona Fürstenberger, die zusammen mit Sarah Ebenbichler die Jugend leitet und Regie führt. „Nur in den Bildschirm reinschauen und zuhören ist enorm anstrengend. Man merkt ja auch bei sich selbst, dass da kein Feeling aufkommt. Zoom ist starke Kopfarbeit. Das ist sehr anstrengend. Theater bedeutet Bewegung. Da kommt der ganze Körper zum Einsatz. Das fehlt natürlich vor dem Laptop“, setzt sie fort.
Für die Kraiburger ist das Bühnenleben eine große Leidenschaft, das jedem Einzelnen unendlich viele Möglichkeiten bietet, sich frei zu entfalten. Vor allem stehen jedoch der Spaß und der Zusammenhalt im Vordergrund. Wer nicht gerne vor einem großen Publikum steht, kann auch als Bühnen-, Kostüm- oder Maskenbildner, Tontechniker, Choreograf, Schreiner oder sonstiges Teil dieser Truppe werden.
Das Theater kann auch ein Türöffner zum Erfolg sein. „Ina Meling machte früher bei uns mit. Heute ist sie eine erfolgreiche Schauspielerin. Sie lebt und arbeitet in München, aber ihre Wurzeln hat sie hier“, sagt der Vorsitzende sichtlich stolz. Schließlich ist solch ein Werdegang wie der von Meling eine richtig schöne Erfolgsgeschichte. Wichtig ist, dass man dran bleibt und Spaß bei dem hat, was man tut.
„Theater ist Lernen fürs Leben“, sagt Diana Fürstenberger (55), die von Beruf Theaterpädagogin an der Montessori-Schule in Eberharting ist. Früher sang sie im Chor und in einer Band. Für das Musical, das die Remise vor Jahren aufgeführt hat, waren diese Erfahrungen ein echter Segen.
Die Kraiburger Theaterfreunde sind wie eine große Theaterfamilie, das Repertoire ist breit gefächert. Der Verein sprudelt vor lauter tollen Ideen, doch so lange das kulturelle Leben wie auch Treffen verboten sind, bleibt der Bühnenvorhang erst einmal geschlossen. Aktuell stecken sie mitten in den Vorbereitungen für ein neues Projekt, das auch mit Corona umsetzbar ist. Ein Zeichen dafür, dass man mit viel Kreativität einiges bewegen kann.
Ein Krimi-Hörspiel
ist schon in Arbeit
Ramona Fürstenberger und Sarah Ebenbichler haben während der Pandemie das Projekt Hörgeschichten ins Leben zu rufen. Da wegen Corona Aufführungen verboten waren, sie aber trotzdem kreativ bleiben wollten, schrieben die beiden ein Drehbuch für eine Hörgeschichte. Es ist bereits komplett fertig und wird aktuell von den Kraiburger Theaterfreunden für Tonaufnahmen einstudiert. Das Hörgeschichtenspiel ist ein Kriminalstück für Jung und Alt. Nun muss das neue Theater-Hörprojekt nur noch vertont und veröffentlicht werden.