Mühldorf – Es geht wieder los: Jeden Tag zwischen 11 und 12 Uhr sitzt Stefanie Frank, die mit ihrem Mann Danny Brumbach den kleinen Familienzirkus leitet, in ihrem Kassenhäuschen am Kingdom Parc. Hier hat der Zirkus zum dritten Mal sein Winterquartier aufgeschlagen: „Die Anfragen sind da. Viele Familien wollen etwas unternehmen.“
Karten können auch außerhalb dieser Verkaufszeiten telefonisch reserviert werden: „Vor allem Besucher von weiter weg, etwa aus Burghausen oder Taufkirchen, sichern sich Karten vorab.“
Platz für rund 100
bis 120 Personen
Denn eigentlich haben rund 400 Personen Platz im Zirkuszelt, aber um den Sicherheitsabstand zu wahren, kann das Zelt nur zu 30 Prozent belegt werden. „Familien sitzen natürlich zusammen“, so Stefanie Frank. Sie rechnet damit, dass etwa 100 bis 120 Personen Platz haben werden.
Seit dem 30. November stehen am Kingdom Parc die rot-weißen Zelte, der Fuhrpark und die Wohnwagen. In einem Zelt sind die Tiere untergebracht: Shaun, der neugierige Schafbock, läuft eigentlich frei herum, teilt sich aber wegen des Autoverkehrs am Kreisel ein Abteil mit Esel und Lama.
Katastrophales
Jahr 2021
Nebenan sind Ziege Maggie und weitere Pferde untergebracht. Ponyreiten, streicheln, füttern – das alles soll auch während der Vorstellungen möglich sein: „Wir haben die Vorstellung natürlich coronakonform umgestaltet“, erzählt Stefanie Frank. Die vier Kamele mit ihrem satten Winterfell könnten sich ebenfalls ins Zelt zurückziehen, bevorzugen aber die Wiese.
Lange hat der kleine Familienzirkus darauf gewartet, wieder auftreten zu können. Werbung haben sie keine geschaltet. „Nicht, dass dann am Ende doch keine Vorführungen stattfinden können. Das wären dann unnötige Kosten gewesen, die aktuell einfach nicht drin sind“, so Frank.
Für ihren Zirkus war es ein „katastrophales Jahr“: Keine Veranstaltungen, vor allem keine Schulprojekte, der Mitmachzirkus fiel komplett weg. Keine Einnahmen, dafür laufende Kosten: Steuern, Versicherungen, Strom für Wohnwagen, Wasser, Platzgeld, Futter für die Tiere und Sprit für alle Fahrzeuge und die großen Anhänger: „Man kann die Fahrzeuge ja nicht einfach abmelden.“
Dass der Betrieb trotz der Pandemie bis jetzt überlebt hat, hängt damit zusammen, dass sie ein reiner Familienbetrieb sind mit aktuell zwölf Personen. Ihr Schwiegervater, Carl Brumbach, hat zwei Söhne und zwei Töchter, die alle mit ihren Partnern zur Zirkusfamilie gehören. Stefanie Franks ältester Sohn ist 20, ihre Tochter bald 18 und ihr jüngster Sohn 16 Jahre alt. Alle sind im Zirkus aktiv, als Clown, Luftakrobaten, Messer- und Lassowerfer und auch als Musiker.
Eigentlich ist die Familie immer unterwegs. Daher hat auch jeder einen anderen Geburtsort. Im vergangenen Jahr sind sie aber gerade mal bis Erding gekommen, wo sie ein Jahr bleiben mussten. Dank Spenden, vor allem Futterspenden wie Heu oder Brot von der Bäckerei, hätten sie das Jahr geschafft. Dass das Dasein als „kleiner Familienzirkus“ auch ohne Corona schwierig und ein Auslaufmodell ist, bestreitet auch Stefanie Frank nicht. Mittlerweile sei der Zirkus vor allem ein Projektzirkus, der Workshops für Schulen und für Ferienprogramme anbietet. In Ampfing und Niederbergkirchen konnten Kinder in den vergangenen Jahren bereits ihre Talente als Jongleur, Clown, Seiltänzer oder Luftakrobaten testen. Aber all das fällt aktuell weg.
Wer spenden möchte, solle sich direkt an den Zirkus wenden, bittet Stefanie Frank. Erst vor kurzem habe ihr eine Frau aus Mühldorf erzählt, dass jemand bei ihr an der Tür Spenden gesammelt hätte.
Das Fahrzeug hätte ein Hamburger Kennzeichen gehabt: „Das war niemand von uns. Wir sammeln zwar auch Spenden, aber es kommt immer wieder vor, dass Leute fälschlicherweise in unserem Namen sammeln.“