Waldkraiburg – „Wir haben eigentlich schon gewonnen“, freut sich Charlotte Konrad, Leiterin der katholischen Kindertagesstätte Maria Schutz, über die Nominierung für den Deutschen Lesepreis in der Kategorie „Herausragende Leseförderung mit digitalen Medien“. Die Waldkraiburger Kita hatte sich mit ihrem Projekt „Experimentieren mit den Bee-Bots“ beworben und ist in der Endauswahl der zehn besten Projekte Deutschlands. Das zählt mehr als die endgültige Platzierung.
Programmierbare Roboter-Bienen
Sprachfachkraft Sabrina Fritz stellt vor Annik und Benedikt zwei gelb-schwarze Bee-Bots auf das Spielfeld mit Bauernhof-Motiven. Die Bee-Bots sehen aus wie Bienen, haben die Größe einer Grapefruit und auf ihrem Rücken Knöpfe. „Damit werden die Bee-Bots programmiert.“ Jeder Tastendruck steht für ein Feld nach vorne oder zurück, für eine Drehung nach links oder rechts.
„Jetzt fahren wir einmal zu den Schweinen“, sagt Fritz. Annik und Benedikt überlegen sich den Fahrweg, entsprechend drücken sie die Richtungstasten. Dann der große Moment: Mit einem Fingerdruck auf die grüne Taste in der Mitte setzen sich die Bee-Bots in Bewegung, fahren die programmierte Route ab und bleiben vor dem Schweinestall stehen.
Die Bee-Bots sind der Renner bei den insgesamt über 120 Kindern der Kita. Alle spielen damit, egal ob angeleitet oder im Freispiel. Und genau mit diesen Bee-Bots weckt die Kita Maria Schutz auch das Interesse am Lesen. „Ich habe selber Spielfelder gemacht“, erzählt Fritz. Darauf sind dann zum Beispiel Buchstaben. Die Kinder sprechen zuerst Wörter wie König und Krone und lassen dann den Bee-Bot zum „K“ fahren. Oder Fritz spricht mit den Kindern über „S“, zeigt, wie es gemalt wird, anschließend fahren die Kinder mit dem Bee-Bot zu Bildern, die mit „S“ beginnen.
„Gerade die Verbindung zwischen klassischer Leseförderung mit den programmierbaren, digitalen Bee-Bots begeistert die Kinder“, erzählt Kita-Leiterin Konrad. „Das Digitale ist unsere Zeit. Man muss die Vorteile sehen.“ Und nutzen.
Dadurch wird in Maria Schutz bei den Kindern das Interesse am Lesen geweckt: überall sind Bücher, Piktogramme, Bilder mit den Anfangsbuchstaben, Buchstabenkarten, werden Lautspiele und Silbenklatschen verknüpft. „Da kann man sehr kreativ sein“, so Fritz. „Die Kinder erfinden auch selber Geschichten.“
„Wir wecken das Interesse am Lesen“, so Konrad. „Die Motivation ist für das Lernen die Basis. Wir bereiten die Kinder spielerisch vor.“ Das eigentliche Lernen von Lesen und Schreiben ist dann Sache der Schule.
Warten auf Ende November
Und so hat sich die Kita für den Deutschen Lesepreis beworben. Sabrina Fritz hat die Unterlagen ausgefüllt und mit den Kindern ein Erklärvideo erstellt .
Mit Erfolg: Aus über 400 Einsendungen schaffte es Maria Schutz in die Endauswahl. „Da bin ich mächtig stolz“, so Konrad. Denn alle anderen Projekte richten sich an ältere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. „Wir sind die Jüngsten.“
Jetzt checken Konrad und Fritz voller Spannung täglich das E-Mail-Postfach. Denn spätestens Ende November oder Anfang Dezember vergibt die Jury die Preise, die im März dann im Berliner Humboldt Carré offiziell verliehen werden. Aber egal: „Wir haben jetzt schon gewonnen“, freuen sich Konrad und Fritz über die Nominierung.