Waldkraiburg – Es ist eine ebenso liebenswerte wie stimmungsvolle Tradition, die am Heiligen Abend nach zweijähriger Corona-Pause wieder stattfinden konnte: Eine Abordnung der Egerländer Trachtenkapelle Waldkraiburg besuchte vier Seniorenheime in der Stadt und spielte für die Bewohner weihnachtliche Weisen. Begleitet wurden sie dabei von einem besonderen „Chor“, bestehend aus den drei Bürgermeistern Waldkraiburgs Robert Pötzsch, Anton Kindermann und Karin Bressl.
Sänger bringen den
Geist der Weihnacht
Der Leiter der Egerländer Trachtenkapelle, Peter Deml, hatte die Idee, an Weihnachten ein ganz besonderes Publikum ganz persönlich aufzusuchen: „Ich war mir ganz sicher, dass sich die Bewohner der Seniorenheime über einen weihnachtlichen Gruß freuen würden.“ 1997 zog man zum ersten Mal los, nur zwei Jahre später schloss sich auch der damalige Bürgermeister Jochen Fischer an – und das Ergebnis überzeugte. „Von Senioren werden wir mit Applaus und mit dem Gefühl, den Menschen eine echte Freude gemacht zu haben, sehr reich belohnt“, sagt Peter Deml voller Überzeugung.
Erste Station am Samstag war der Bayerische Hof, im Speisesaal warteten schon die Senioren. Hannelore Zintz, Leiterin der Sozialbetreuung, berichtet, dass dieser Tag zu den jährlichen Höhepunkten im Haus gehören. „Ich bin seit zwölf Jahren hier im Haus tätig, aber es freut mich immer noch sehr, wenn die Musikanten und ihr Chor kommen, weil ich miterlebe, wie gerne die Senioren die Lieder hören und mitsingen.“
Bewohnerin Elke Barlesch, 73 Jahre alt, teilt diese Ansicht. Sie macht gerade ein Kreuzworträtsel, um die Zeit bis zum Eintreffen der Musik zu überbrücken: „Es ist ein besonderer Abend, nicht alle von uns bekommen Besuch von Familienangehörigen – aber über diesen Besuch freuen wir uns alle sehr. Es ist schön, diese Melodien zu hören, und es ist auch schön, dass der Bürgermeister selbst sich die Zeit nimmt, um persönlich ein schönes Fest zu wünschen.“ Und genau das tut Robert Pötzsch dann auch, in einem kurzen, aber sehr herzlichen Grußwort.
Doch zuvor wird gespielt und gesungen: „Süßer die Glocken nie klingen“, „Aber heidschi, bumbeidschi“, „Es wird scho glei dumpa“ und zum Schluss dann natürlich das bekannteste aller Weihnachtslieder, „Stille Nacht, heilige Nacht“ – die Kapelle intoniert so gefühlvoll, dass alle mitsingen und mitsummen können, und, ja, es gibt auch einige feuchte Augen beim Publikum. Am Ende dann aber viel Applaus für Musikanten und Sänger, denen diese Auftritte sichtlich Freude machen.
„Für uns ist das ein wunderbarer Brauch“, bestätigt Einrichtungsleiter Stefan Sigmund, der mit Ehefrau Theresa sowie den Söhnen Maximilian und Alexander gerne zum Zuhören und Mitsingen gekommen ist.
Das Wohnheim Adalbert Stifter ist die nächste Station der musikalischen Truppe, Vorstandsvorsitzender Hans Pieke begrüßt die Gäste, dann geht es auch schon los: Es werden andere Lieder gesungen und gespielt, am Ende steht aber wieder das Lied von der Stillen Nacht.
Klaus Bachmeier, der seine Mutter Liselotte Bachmeier besucht, spendet großes Lob: „Das ist eine wunderbare Sache, meine Mutter freute sich sehr darauf und ich höre auch sehr gerne zu“, sagt er.
Bürgermeister Pötzsch ist seit seinem Amtsantritt im Jahr 2014 am Heiligen Abend als Sänger unterwegs, zusammen mit seiner Frau Marion und seinen beiden Vertretern Anton Kindermann und Karin Bressl sowie Ute Kindermann ist er überzeugt, dass dies eine wichtige Tradition ist: „Wir können Menschen eine Freude machen, wir bringen auch ein bisschen vom Geist der Weihnacht zu den Menschen – und wenn wir vielleicht einmal stimmlich nicht so gut sind, dann haben wir unsere erstklassigen Musiker dabei, die gleichen das wieder aus“, schmunzelt er.
Nachdem das letzte Lied verklungen ist, geht es zum Kriegerdenkmal am Friedhof. Zuhörer Anton Knoll ist beeindruckt, der 83-Jährige ist mit seiner Frau gekommen, der Besuch am Grab von Verwandten hat Tradition, aber: „Heute mit der schönen Musik ist das schon etwas sehr Berührendes.“krb