Mühldorf/Ampfing – „Im Leben ist Geradlinigkeit gefragt“, ist Josef Frohnwieser (70) sicher. Mit Volldampf voraus auf der motorsportlichen Erfolgsspur des MSC Mühldorf ist der gebürtige Mühldorfer mit Wohnsitz Ampfing sein ganzes Leben lang unterwegs. Keine Zeit, um seinen Ruhestand mit Muße zu genießen – dafür sorgt der immer noch volle Terminkalender des pensionierten Lehrers.
Ein wichtiger Termin stand vor Kurzem im Dampfdom der Motorworld München an: Für seine langjährigen Leistungen als Rennleiter und Vorsitzender des Motorsport-Clubs Mühldorf, der jährlich mindestens eine hochkarätige Bahnsportveranstaltung durchgeführt hat, wurde Frohnwieser mit der höchsten Auszeichnung des ADAC Südbayern, der Ehrennadel in Gold mit Brillanten, ausgezeichnet.
Am Nabel der
Motorsport-Welt
„Sepp“ Frohnwieser ist eigentlich nicht der Typ, der eine Ehrennadel am Revers zur Schau stellt, sondern „einer, der nicht gern an der Rampe vorn dran stehen mag“. Gestaunt habe er über die nicht alltägliche Ehrung dennoch nicht schlecht. Als man sein Lebenswerk im Rahmen der Sport-Gala vor anwesenden Größen seines Sports – dem Motorrad-Sandbahnrennen – präsentiert hat, habe er die Ehrung dann doch sacken lassen: „Es werd‘ schon so sein“, Frohnwieser grinst. Sicherlich, die rund 40 Motorsport-Events, die er in Mühldorf im Lauf der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich geleitet hatte, sind ein Pfund.
Dass die vor den Toren der Stadt gelegene Traditionsrennbahn ab 2010 wieder Schauplatz der Langbahn-Weltmeisterschaft wurde, trug die deutliche Handschrift des 1995 zum Rennleiter und 2008 zum MSC-Vorsitzenden gewählten Frohnwieser. Dass er den Endlauf für diesen Herbst, zum 100. Jubiläum der Rennbahn, erneut an den Inn holen konnte, darauf ist er besonders stolz. So wird Mühldorf am 17. September 2023 wieder zum Nabel der Motorsport-Welt.
Eine von Sepp Frohnwiesers ersten Erinnerungen an ein Sandbahnrennen ist die, als er auf einem „Coca-Cola-Verkaufsstand“ stand, vor ihm 10000 andere Köpfe auf der vollen Tribüne, mit Blick auf das Sandbahnrennen. Begleitet von seiner Mutter, die bestimmt keine „Helikopter-Mama“ war, wurde er so mit dem Sandbahn-Virus infiziert. Dass aus der Liebe ihres Sohnes zu Mopeds und dem Rennsport eine in seiner Sparte weltweit beachtete Karriere sprießen würde, dazu haben die Eltern sicherlich beigetragen.
Eine andere Zeit. Doch das ist sicher nicht alles, worauf Josef Frohnwieser im Rückblick auf sein Leben schaut. Länger als seine MSC-Zeit, 47 Jahre bis 2017, war er Lehrer an der Mittelschule Ampfing.
Zusammen mit seiner Ehefrau konnte er auch die beiden inzwischen erwachsenen Töchter auf sportliche Bahnen lenken. An vielen Wochenenden war man mit Kind und Kegel unterwegs in den Bergen beim Skifahren oder bei sportlichen Wettkämpfen.
Der sportliche Ehrgeiz der Eltern hat Früchte getragen: Tochter Evi war als Vorsitzende des TSV Ampfing ebenfalls bereit, im Ehrenamt Verantwortung zu übernehmen. Auch Konkurrenzdenken gab es zwischen Vater und Tochter: „Evi hatte den größeren Verein, aber ich den schnelleren und lauteren“, flachst der Motorsportler, der bei Veranstaltungen von seiner Tochter durchaus tatkräftig unterstützt wird.
Im Sport gehe es um Ehrgeiz und Ausdauer, als Belohnung winken viele positive Erlebnisse. Leider haben die Eltern oftmals nicht die Muße und Zeit, um ihre Kinder regelmäßig zum Sport zu bringen, ist sich Frohnwieser sicher. „Aber wenn die Eltern nicht dahinter stehen, sind die Erfolgsaussichten gering.“ Wichtig seien immer noch die Eigeninitiative sowie das Engagement und das Vorbild der Eltern, die ihre Kinder entsprechend unterstützen müssen.
Und so kommt nicht nur der Vater, sondern auch der Lehrer in Frohnwieser zu Wort. Nein, ihm gefalle so manches am aktuellen Zeitgeist nicht. Denn: Verkehrsunterricht hat anscheinend nicht immer den nötigen Stellenwert. Josef Frohnwieser scheint sich auch dieser Aufgabe mit Elan und Ausdauer zu stellen, den Verkehrsnachwuchs in der Geschicklichkeit auf dem Fahrrad zu fördern. Im Rahmen seiner ADAC-Verkehrssicherheitstrainings für die Jüngsten, die er seit Jahren in Kooperation mit einigen Schulen abhält.
„Früher waren die Schulungen selbstverständlich. Heute traut man sich immer weniger, auch weil die Kinder immer mehr überbehütet und nicht mehr gefordert werden. Leider packen immer weniger richtig an“, bringt es Frohnwieser auf den Punkt.
Hürden werden
immer höher
So werden allerdings die Hürden beispielsweise auch für den Motorsport – ob nun aktiv oder nur als Fan und Unterstützer – für den Nachwuchs ebenfalls immer höher. Nicht allerdings für die Generation von Josef Frohnwieser. Die Faszination Motorsport habe man damals ab den 50er-Jahren in Mühldorf mit Händen fassen können.